In den letzten Tagen hatte ich in einem Forenthread die Aussage lesen dürfen, eine Intel Core i5 2400 CPU würde von Windows 10 angeblich nicht mehr voll unterstützt. Daher könne es damit zu Problemen kommen. Der Thread drehte sich um die langsamen Bootzeiten eines ganz bestimmten Notebooks.
Auch auf Nachfrage konnte zwar für die Behauptung keine vernünftige Quelle genannt werden, aber die Behauptung wurde natürlich trotzdem nicht zurück genommen. Mittlerweile ist die Diskussion leider entfernt worden, aber ich möchte trotzdem die Gelegenheit nutzen, noch einmal ein wenig mit diesem Gerücht aufzuräumen. Denn neu ist es nicht. Ich hatte bereits einen Artikel dazu hier im Blog.
https://ingoboettcher.wordpress.com/2017/07/25/hardwaresupport-unter-windows-10-panik-und-clickbait/
Ein paar Teile dieses Artikels und des damaligen Beitrags sind also etwas doppelt gemoppelt.
Welche CPUs unterstützt Windows 10?
Dazu gibt es von Microsoft eine Webseite, die alle Spezifikationen nennt, die ein PC braucht, damit Windows 10 drauf läuft.
https://www.microsoft.com/de-de/windows/windows-10-specifications
In Sachen Prozessor werden dort zwei Punkte genannt:
- Prozessor oder SoC mit mindestens 1 GHz
- Wenn Sie ein 64-Bit-Betriebssystem auf einem 64-Bit-PC verwenden möchten, muss der Prozessor CMPXCHG16b, PrefetchW und LAHF/SAHF unterstützen.
Das ist alles. Keinerlei Einschränkungen auf spezielle Modelle, Hersteller oder Baujahre.
Normalerweise sollte das ausreichen, denn die in diesem Fall nutzbaren CPUs von Intel und AMD “sprechen” ja alle die gleiche Sprache: x86. Einige mit 64-bit Erweiterungen namens AMD64 und je nach Generation mit zusätzlichen Features wie MMX, SSE und vielem mehr.
Windows „spricht” also auch x86 und damit läuft es auf einer Vielzahl von Prozessoren. Hat eine neuere CPU mehr Features, werden diese in neueren Windows Versionen meist auch genutzt. Hat die CPU diese Features nicht, werden sie halt nicht verwendet. Nur ganz bestimmte CPU Features sind zwischenzeitlich für die 64-bit Version von Windows 10 notwendig geworden – das sind die oben in der Liste aufgeführten Befehle.
Ein darüber hinaus notwendiges Feature von CPU und BIOS wird dabei tatsächlich nicht genannt: Das “Execute Disable” Bit, auch “NX” oder “XD” Funktion genannt. Das wird seit Windows 8.1 vorausgesetzt. Systeme, die das nicht kennen, sind größtenteils Modelle aus den Jahren 2004 oder früher. Also mittlerweile mindestens 14 Jahre alt.
Muss Windows überhaupt eine CPU exakt kennen?
Jein. Normalerweise müsste Windows das nicht. Ein Hersteller, der jetzt ein System rausbringt, welches exakt die x86 Befehle unterstützt, wie Intel sie definiert hat (bzw. AMD für AMD64), benötigt zunächst mal keine Änderungen an Windows dafür.
Damit Windows den Herstellernamen sauber anzeigen kann, würde man natürlich eine Änderung brauchen. Auch lädt Windows Microcode Updates für CPUs zur Laufzeit nach. Die dafür notwendigen Daten müsste Microsoft integrieren. Aber generell wäre das System auch auf solch einer CPU lauffähig.
Ein Beweis dafür ist eine CPU aus China. Dort ist gerade vom Hersteller Zhaoxin eine x86 CPU namens KX-7000 in der Entwicklung. Und die ersten Benchmark-Ergebnisse sind von Benchmarks, die unter Windows laufen. Windows unterstützt die CPU aber bisher rein gar nicht.
Natürlich ist eine vollständige Unterstützung besser, schon aus Gründen von Performance oder um eventuelle kleine Probleme in der Implementation zu umschiffen. Generell geht es aber auch so.
Woher kommen nun Gerüchte über angebliche Einschränkungen?
Mit dem Windows 10 Update auf die Version 1703 gab es auf einer bestimmten Serie von Rechnern Probleme. In der Hauptsache sind dies preiswerte Tablets, die eines gemeinsam haben: die verwenden einen Prozessor mit integriertem Grafikkern von Intel, und zwar ein Modell der Serie “Clover Trail”, auch Atom Z2xxx genannt.
Diese Probleme waren so massiv, dass Microsoft das Update für diese Systeme gesperrt hat und nicht weiter ausliefert. Systeme mit solch einem Chip bleiben auf Version 1607 stehen, allerdings wurde der Supportzeitraum dieser Version aus Kulanz bis zum Jahr 2023 verlängert – also genau so lange, wie die Geräte mit dem mitgelieferten Windows 8.1 auch unterstützt worden wären.
Was dabei oft unter den Tisch gekehrt wird: nicht der gesamte Intel SoC ist problematisch, sondern nur dessen Grafikteil. Den hat Intel nicht selber entwickelt, sondern lizensiert. Im Prinzip ist dies ein PowerVR SGX 545 Kern von Imagination Technologies. Dessen Windows 8 Treiber waren schon von Anfang an eher wackelig, liefen unter Windows 10 nur nach einigen Anpassungen überhaupt und mit 1703 halt überhaupt nicht mehr stabil.
Die Probleme waren wohl auch nichts, was Microsoft mit einem Patch hätte beheben können. Diejenigen, die sehr früh die Version 1703 installiert hatten, hatten zumindest massive Probleme nach dem Upgrade, bis dessen Verteilung gestoppt wurde.
Die Aussage von Microsoft zu konkret diesem Problem war dann, dass man nur Geräte unterstützen könne, die von ihren Herstellern auch unterstützt und entsprechend mit Treibern versehen werden. Das Originalzitat findet sich in meinem ganz oben erwähnten Beitrag. Ohne neuere Treiber von Intel liefen diese GPUs halt nicht mehr richtig und Intel war nicht bereit, neuere Treiber dafür zu liefern. Damit ist das Verhalten von Microsoft logisch und verständlich.
Intels Werk und Microsofts Beitrag
Es gibt von Intel eine Liste von “Legacy” CPUs, die von Intel nicht weiter unterstützt werden.
https://ark.intel.com/products/series/79666/Legacy-Intel-Core-Processors
CPUs auf dieser Liste werden also im Falle von Problemen von Intel aus nicht mehr mit Microcode Updates versehen, die teilweise integrierten Grafikkerne bekommen keine Treiber-Updates mehr. Intel interessiert sich für diese Komponenten also nicht mehr. Das ist normal, jeder Hersteller handhabt das mit älteren Komponenten früher oder später so.
Für die Praxis sagt es erst einmal wenig aus, solange nicht ein neues Betriebssystem z.B. Befehle erfordert, die diese CPUs nicht kennen oder halt Probleme mit den schon genannten Grafiktreibern auftauchen.
Der eigentliche CPU Kern ist unproblematisch, da die Befehle der neueren CPUs ja durchweg auf dem aufbauen, was die alten CPUs schon konnten. Es fallen normalerweise keine Befehle einfach mal so weg.
Die Gerüchteküche brummt
Aus der Aussage von Microsoft zu einem konkreten Problem mit einer bestimmten SoC Modellreihe und der Liste von Intel hat dann irgendein §$%§“3$“! Mitte 2017 das Gerücht fabriziert und in die Welt gesetzt, Windows würde auf allen Systemen, die Intel nicht mehr unterstützen würde, auch nicht mehr unterstützt.
Im nächsten Schritt gab es zu dem Gerücht auch noch eine Verschärfung. Und zwar meinten dann einige Zeitgenossen, dass Windows 10 1709 angeblich auf diesen Systemen gar nicht mehr funktionieren würde. Einige Newsseiten titelten sogar, dass Microsoft damit ja wunderbar funktionierende Hardware wie z.B. einen Core i7 der Sandy Bridge Generation aufs Altenteil schieben würde. Der Shitstorm war da.
Und die ganze Geschichte hält sich leider wacker, obwohl die verschärfte Variante des Gerüchtes durch die Realität ja schon widerlegt wurde. Denn Windows 10 läuft auch in der Version 1709 noch auf CPUs von 2007 wie einem Core 2 Duo. Die 32-bit Version lässt sich sogar auf noch älteren CPUs nutzen.
Das gesamte Gerücht war also nachgewiesenermaßen kompletter Unfug.
Und in Zukunft?
Irgendwann werden bestimmte Komponenten mit einer neueren Windows Version nicht mehr unterstützt werden. Das ist normal und nachvollziehbar. Das System ist ja nicht statisch, sondern es wird ständig weiterentwickelt. Die dafür teils notwendigen Treiberanpassungen wird nicht jeder Hersteller mehr liefern wollen.
Sicherlich werden irgendwann auch mal technische Gründe auftauchen, bisher unterstützte, alte CPUs nicht mehr weiter zu unterstützen.
Bisher ist nichts davon passiert.
Bisher ist alles in der Richtung einfach nur ein unbewiesenes Gerücht. Welches immer wieder schön weiter verbreitet wird…