Das Märchen von cleanmgr.exe /sageset:65535

Es gibt so ein paar “Tipps” zu Windows, die eigentlich nur eines ganz deutlich zeigen: dass derjenige, der sie verbreitet, keinerlei Ahnung vom Thema hat.

Einer dieser unsinnigen Tipps geht so: man kann angeblich die Datenträgerbereinigung dazu überreden, deutlich mehr zu bereinigen, als sie es eigentlich tun würde. Das geht, indem man cleanmgr.exe /sageset:65535 und dann cleanmgr.exe /sagerun:65535 aufrufen würde.

clean1 clean2

Die Anzeige der Datenträgerbereinigung scheint das zu bestätigen. So zeigt das Fenster deutlich mehr Optionen, wenn es mit dem Parameter aufgerufen wird, siehe in den obigen Bildern. Links normal aufgerufen, rechts mit /sageset.
Der Laie könnte somit auf die Idee kommen, dieser “Tipp” wäre tatsächlich sinnvoll. Ist er aber nicht!

Was machen diese Parameter denn nun?

Ganz einfach: cleanmgr.exe /sageset bietet einem die Möglichkeit, eine Voreinstellung für cleanmgr.exe zu speichern. Die Ziffer dahinter ist nur die Nummer, unter der die Voreinstellung im System gespeichert wird.

Ohne Parameter aufgerufen durchsucht die Datenträgerbereinigung das System und bietet mir nur die Punkte zur Bereinigung an, die auch tatsächlich bereinigt werden können.

Rufe ich hingegen cleanmgr.exe /sageset:1 auf, dann bekomme ich alle überhaupt theoretisch möglichen Optionen zu sehen, die die Datenträgerbereinigung beherrscht – völlig egal, ob sie für das aktuelle System relevant sind oder nicht.
So kann ich z.B. anhaken, dass Reste von fehlgeschlagenen Upgrades entfernt werden sollen – obwohl es nie ein solches fehlgeschlagenes Upgrade gegeben hat.

cleanmgr.exe /? könnte jetzt allerdings zugegebenermaßen auch ein wenig ausführlicher sein…

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Und wozu dient das dann?

Damit ich mehrere Optionen voreinstellen kann. Ich kann einmal cleanmgr.exe /sageset:1 aufrufen und nur “Temporäre Internetdateien” auswählen. Und danach noch cleanmgr.exe /sageset:2 und dort nur “Papierkorb” auswählen.
Damit habe ich einfach zwei verschiedene Vorbelegungen, die ich jederzeit mit cleanmgr /sagerun:1 bzw. cleanmgr.exe /sagerun:2 aufrufen kann und die dann nur die jeweils gespeicherte Option bereinigen.

Und wozu dient es nicht?

Nun, es dient nicht dazu, irgendwas zusätzlich zu bereinigen. Die zusätzlichen Optionen sind schlicht für das aktuelle System nicht relevant, sonst würde die Datenträgerbereinigung sie von selber anzeigen.

Man kann natürlich die zusätzlichen Optionen anhaken, die einem der /sageset Parameter anzeigt. Es bringt nur nichts. Man kann nichts bereinigen, wo nichts zu bereinigen ist.

Es gibt also, wenn man nicht grad tatsächlich Optionen vorbelegen will, überhaupt keinen Grund, mit den Parametern /sageset und /sagerun zu arbeiten. Sie sind schlicht nutzlos und können kein einziges Byte zusätzlich bereinigen.

Und warum grad 65535?

Die Ziffer 65535 ist der größte Wert, der mit dem Datentyp “Unsigned Short” bzw. “Word” dargestellt werden kann. Die Datenbereinigung unterstützt für /sageset und /sagerun die Werte von 1 bis 65535 als mögliche Speicherplätze für Voreinstellungen. Sinn ergibt die Wahl gerade dieser Zahl ebenfalls nicht. Es ist schlicht der größtmögliche Wert. Vermutlich hat derjenige, der den “Tipp” irgendwann verbreitet hat, wohl “viel hilft viel” gedacht und daher den größtmöglichen Wert angegeben.

Fazit

Nur wer völlig ahnungslos irgendwelchen Unsinn weiterplappert, verbreitet diesen angeblichen “Tipp” als sinnvoll weiter. Alle anderen starten die Datenträgerbereinigung einfach so. Ohne Parameter. Oder einfach per Doppelklick.

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17 Antworten zu Das Märchen von cleanmgr.exe /sageset:65535

  1. Frank Beute sagt:

    Guter Beitrag. Aaaaber: 65535 scheint nicht die Anzahl an Speicherplätzen zu sein, die Anzahl muss irgendwo darunter liegen. Denn speichere ich Configs unter der 65535 und 65534 (z.B.), dann sind es stets dieselben – ergo muss hier eine Doppelung vorliegen.

  2. Jörg sagt:

    Aber… es gibt schon ein sinnvolles Szenario. Wenn ich eine automatierte Bereinigung durchführen möchte, dann macht es Sinn, alle verfügbaren Optionen mit /sageset zu speichern (oder eine Regdatei zu basten,, wenn man sie auf mehreren Rechnern nutzt) und dann per Script oder wie auch immer aufräumen zu lassen. Ich will in dem Moment gar nicht wissen, ob der Papierkorb schon leer ist. Hauptsache er ist am Ende leer. 🙂

  3. Claus Reibenstein sagt:

    CLEANMGR /SAGERUN:n geht automatisch alle Platten und Partitionen durch und bereinigt sie, einschließlich USB-Platten. Ruft man hingegen CLEANMGR ohne weitere Parameter auf, kann man immer nur eine Platte bereinigen. Von daher ist der Tipp – abgesehen von der Zahl 65535 – durchaus sinnvoll.

  4. Michael L. sagt:

    Bis auf ‚TUNEUP‘, ‚LOWDISK‘ und ‚VERYLOWDISK‘ werden auf der MS-Supportseite https://support.microsoft.com/en-us/help/315246/how-to-automate-the-disk-cleanup-tool-in-windows-xp-and-windows-7 alle Fragen beantwortet. Ich verstehe nicht, wo der Mythos überhaupt herkommt?
    Auf der Seite wird auch beschrieben, dass bspw. mit einem Aufruf von „cleanmgr /TUNEUP:11“ das gespeicherte Setup /SAGESET:11 geändert werden könnte.
    LOWDISK und VERYLOWDISK sind nicht für Automatisierungsaufgaben geeignet, da nach dem Cleaning ein Ergebnis-Fenster angezeigt wird. Ausserdem ist bei VERYLOWDISK unklar was alles bereinigt wird – vermutlich aber alles, weil hierbei keine GUI angezeigt wird und der Name hohe Priorität suggeriert.
    Dann gibt’s noch /AUTOCLEAN welches bspw. von der automatischen Systemwartung, unter Sicherheit und Wartung, zusammen mit Parameter /d %systemdrive% verwendet wird. Was genau bei dieser Wartung passiert ist mir unklar, aber vermutlich wird nur moderat aufgeräumt, es sei denn der Speicherplatz wird knapp.
    Was der Parameter /SETUP machen soll, erschließt sich mir aber auch nicht.

  5. Alfred E. Neumann sagt:

    Ich setz noch eins drauf… wer Sageset:65535 verbreitet hat nur abgeschrieben. In der Registry wird nämlich nur StateFlags6553 gespeichert… alles klar!?!

  6. Frank sagt:

    Die Ziffer ist nur eine Nummer…
    Es ist aber auch ein Kreuz mit der Sprache.

  7. NoSi sagt:

    Mit /sageset:x kann ich (wie beschrieben) ein „Bereinigungspreset“ machen, dass sich z.B. mit der Aufgabenplanung nutzen lässt, um beispielsweise beim Systemstart automatisiert „aufzuräumen“ – was immer sich in der letzten Sitzung angesammelt hat. Damit lässt sich spezifizieren, was gelöscht würde, wenn es denn da wäre.
    Wer mag, kann seine Einstellungen sowohl mit „/sageset:65535“ als auch „/sageset:42“ ablegen – und mit „/sagerun:65535“ oder „/sagerun:42“ nutzen. Falls 1,2,3 zu profan erscheint…

    • Ingo sagt:

      Danke, dass du noch einmal in eigenen Worten wiederholst, was eh schon im Artikel steht. 😉

      • NoSi sagt:

        Zitat aus dem Artikel: »Es gibt also, wenn man nicht grad tatsächlich Optionen vorbelegen will, überhaupt keinen Grund, mit den Parametern /sageset und /sagerun zu arbeiten.«

        Ich haben einen konkreten Nutzungswert angefügt, der im Artikel fehlt. womit der Eindruck vermittelt wird, die beschriebenen Funktionen seien im Grunde völlig sinnlos – was wohl kaum die Intention war, oder?

        • Ingo sagt:

          Nun, du zitierst es ja selber: „wenn man nicht grad tatsächlich Optionen vorbelegen will“.
          Ja, die Parameter sind völlig sinnlos, wenn man nicht tatsächlich Optionen vorbelegen will. Nichts anderes beschreibt der Artikel. Wenn man denn Optionen vorbelegen will, z.B. zur Nutzung in Scripts oder der Aufgabenplanung, sind sie natürlich sinnvoll. Darum ging es aber im Artikel gar nicht. Es ging ausschließlich um die Behauptung, mit diesen Parametern könne man „mehr“ aufräumen. Und die ist halt falsch.

          • NoSi sagt:

            Wir wollen offenbar beide das Gleiche, kommen jedoch aus unterschiedlichen Richtungen. Für mich hat der Artikel den Eindruck vermittelt, diese Parameter seien sinnlos, während du darauf hinweisen willst, dass sie keinesfalls „mehr“ bieten, als das, was eh schon da ist.

            Weil ich aus der „benutz‘ ich sinnvoll“-Ecke kam, war mir das „keine geheime Einstellungen“ unwichtiger („Überschriften-Ignorant“ – mein Fehler),weshalb es – für mich – den Eindruck vermittelt hat, „irgendwie alles sinnlos“.

            Daher erscheint mir ein konkretes Beispiel der sinnvollen Nutzung der Parameter zweckmäßig, weil das den Artikel dahingehend ergänzt und für den Leser zumindest einen Ausblick auf den eigentlichen Sinn der Parameter bietet und allein damit das vermeintlich Mystische nimmt.

            Wir sind beide oberflächlich mit angebotener Information des jeweils anderen umgegangen. Was womöglich an der Herangehensweise liegt: Ich versuche immer den Nutzen von etwas herauszukehren, womit sich eine Diskussion über das Nutzlose weitestgehend erübrigt. Für mich suggeriert die Wortwahl »völlig sinnlos, wenn man nicht…« eine Wertlosigkeit, die ebenso falsch ist.

  8. wowo/jena sagt:

    Danke für eure Informationen über etwas was nicht notwendig ist. Ich bin jetzt klüger. Gruß wowo/jena

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