Die Preview Phase für das neueste Windows 10 Update (eigentlich Upgrade) ist seit ein paar Tagen abgeschlossen und seit dem fünften April kann man das “Creators Update”, auch Version 1703 genannt, offiziell herunterladen.
Microsoft trommelt ganz kräftig dafür, dass dieses Update speziell für Menschen Verbesserungen bringen würde, die Inhalte mit dem PC erschaffen und weist auf die verbesserten Features im Zusammenhang mit Windows Ink oder die neuen Apps Paint 3D und 3D Viewer hin. Ganz ehrlich? Vermutlich werden diese keinen Nutzer vom Hocker reißen.
Da man leider die mal angekündigte App zum Einscannen von 3D Elementen mit dem Handy bisher nicht veröffentlicht hat und auch nicht wirklich klar ist, ob dies noch jemals passieren wird, kann man in Paint 3D halt nur ein paar 3D Elemente zusammenbauen. 3D Drucker oder Hololens hat die Masse auch noch nicht zu Hause, insofern gehe ich stark davon aus, dass die Mehrzahl diese “Aufhänger” fürs Update mal anschauen wird – aber das wars dann auch.
Allerdings bleibt es zum Glück nicht bei diesen Änderungen, sondern es gibt eine doch ziemlich massive Anzahl von Neuerungen. Insbesondere dabei sind wieder viele Kleinigkeiten, die das Leben für den Nutzer einfacher machen sollen.
Was sich insgesamt alles ändert, haben schon Andere gut zusammengefasst, daher spare ich mir das jetzt einfach mal. Wer Details sehen will, findet die Liste der Änderungen z.B. hier bei Dr. Windows.
Für den Normalanwender interessant sind dabei z.B. die Änderungen in Sachen Skalierung. So unterstützt die MMC (Gerätemanager, Computerverwaltung usw.) jetzt endlich hochauflösende Bildschirme und gerade Nutzer mit mehreren Bildschirmen, die mit unterschiedlicher Skalierung pro Bildschirm arbeiten, freuen sich über saubere Schriften.
Ein auf High-DPI-Displays korrekt skalierter Gerätemanager, wie lange mussten wir darauf warten…
Man schneidet alte Zöpfe ab, bietet mehr Einstellungen in der modernen Einstellungen-App an, während die Systemsteuerung weiter in den Hintergrund tritt. Man braucht letztere eigentlich nicht mehr aufzurufen. Genauso wird jetzt aus dem Win+X Menü standardmäßig die Powershell gestartet statt der alten cmd. Eigentlich lange überfällig.
Und selbst an wirklichen Kleinkrams hat man gedacht. So ignoriert Windows 10 im Login-Bildschirm jetzt bei der Eingabe einer PIN die Numlock-Einstellung. Man gibt also immer Ziffern ein, wenn Ziffern gefragt werden. Oder regedit hat nach Jahrzehnten eine Adresszeile bekommen, die Copy & Paste versteht.
Ein paar Nervereien wurden auch abgestellt. So installiert das System nicht mehr alle möglichen Apps wieder, die der Nutzer vorher deinstalliert hatte. Wer also bisher für ihn unnötige Apps deinstalliert hat, wird diese auch jetzt nach dem Upgrade nicht wieder sehen. Das gilt allerdings z.B. nicht für den Store selber.
Genau diese vielen, kleinen Änderungen machen das System runder, besser bedienbar und damit wird das Update auch für den Normalnutzer interessant.
Ab wann gehts los?
Seit dem 5. April kann man über den Windows 10 Upgrade Assistenten auf die Version 1703 aktualisieren. Auch wenn man das Media Creation Tool neu herunterlädt, bekommt man die neueste Version schon angeboten.
https://www.microsoft.com/de-de/software-download/windows10
Ab dem 11. April startet die allgemeine Verteilung über Windows Update für normale Nutzer. Dabei verteilt Microsoft wie immer in Wellen, d.h. man kann damit rechnen, dass in den darauf folgenden Wochen schrittweise mehr und mehr PCs das Update bekommen werden.
Ab dem 25. April startet dann die Verteilung für Windows 10 Mobile. Auch hier wird sicherlich das Update über eine Zeit verteilt – und ältere Geräte bleiben mal wieder außen vor.
Was sollte man beachten?
Ein Backup vor einem Upgrade ist nie verkehrt! Ein Backup ist sowieso nie verkehrt, aber natürlich speziell vor solch einer größeren Änderung sollte man da mal dran denken.
Wer immer noch meint, er müsse irgendeine “Sicherheitssoftware” nachinstallieren, sollte diese vor dem Upgrade im Idealfall deinstallieren. Ein aktiver Virenscanner kann so einen großen Umbau am System nachhaltig stören, so dass das Upgrade entweder nicht sauber durchläuft oder das System hinterher Probleme macht.
Ich setze ja “Sicherheitssoftware” hier absichtlich in Anführungszeichen, denn mehr Sicherheit bringt solche Software eh nicht. Insofern sollte man sie nach der Deinstallation idealerweise auch gar nicht mehr installieren.
Das Upgrade lief hier auf allen bisher getesteten Systemen problemlos durch. Dabei waren alte Kisten genauso wie relativ aktuelle Systeme. Probleme konnte ich nirgendwo feststellen. Das heißt nicht, dass es keine geben wird. Wer getunt, gecleant und am System gebastelt hat, läuft da eher Gefahr als der ganz normale Nutzer, der die Finger von sinnlosen “Cleaning-“ und “Tuning-Tools” lässt.
Der Datenschutz
Microsoft hat im Zusammenhang mit der neuen Windows 10 Version auch noch einmal das Thema Datenschutz auf die Tagesordnung gesetzt. Es gibt jetzt bei einer Neuinstallation, aber auch bei einem Upgrade, ganz klare Einstellungen, die gesetzt werden können. Man versteckt diese jetzt also nicht mehr hinter “Express-Einstellungen”. Auch wird deutlich erklärt, was eine Einstellung für Auswirkungen hat. Auch wurde versprochen, dass vorher gesetzte Einstellungen beim Upgrade beibehalten werden.
Zudem hat man die Datenschutzbestimmungen im Netz überarbeitet und erklärt jetzt bis ins kleinste Detail, was die Telemetrie für den Nutzer heißt und welche Daten in welchem Modus ggfs. übertragen werden.
https://technet.microsoft.com/itpro/windows/configure/windows-diagnostic-data
Problem hierbei ist vermutlich, dass diese sehr transparente Angabe schnell zum Bumerang werden kann. Die schwammigen, aber kurzen Datenschutzbestimmungen der Mitbewerber lesen sich vergleichsweise viel harmloser. Dummerweise ist das für den Kunden aber deutlich schlechter, denn somit nehmen sich andere Firmen oft viel mehr Rechte heraus und erklären deutlich weniger, was sie für Daten wofür nutzen.
Updaten, ja oder nein?
Ja, auf jeden Fall – aber vielleicht nicht überall sofort! Generell kann man natürlich auch jetzt schon loslegen. Aber wie immer gilt, dass man nicht unbedingt der Erste sein muss. Es werden in den nächsten Wochen sicherlich noch einige kumulative Updates erst nach dem Release gefundene Fehler in der neuen Version korrigieren.
Wer es also nicht eilig hat, sollte einfach abwarten, bis Windows Update die neue Version von sich aus anbietet und sich derweil auf die vielen, kleinen Änderungen freuen.