Test: ODYS Vario Pro 12–Convertible mit Stift–Teil 3

Und schon bin ich beim dritten und letzten Teil des ODYS Vario Pro 12 Tests angekommen. Heute betrachte ich mal neben dem ODYS Gerät einen quasi “Urahn” und habe einige Benchmarks durchgeführt, um die Geschwindigkeit in Relation zu ganz anderen Geräten messen zu können. Zuerst schauen wir allerdings noch mal auf das Vario Pro selber.

Akkulaufzeiten

Das ODYS Vario Pro 12 kommt mit einem fest verbauten Akku, der mit 9000 mAh vom Hersteller angegeben ist. Das ist nicht gerade wenig und der Hersteller spricht von bis zu acht Stunden Laufzeit.

Bei normaler Nutzung wird man solche Werte nicht erreichen. Tatsächlich sind bei aktivem WLAN und typischer Nutzung (Websurfen, schreiben, Facebook, Twitter) Laufzeiten von knapp fünf Stunden realistisch. Windows meldet bei 95% vollem Akku hier zur Zeit eine geschätzte Laufzeit von 4:34. Das ist okay und reicht für die meisten Anwendungszwecke locker aus.

Leider braucht das Gerät auch etwa die gleiche Zeit, um den Akku wieder vollzuladen. Das ist dann schon eher störend, auch weil es im ausgeschalteten Zustand nicht wirklich merkbar schneller lädt.

Richtig lange hält das Vario Pro im “Connected Standby” durch. Windows meldet hier über 133 Stunden. Also zuklappen und später wieder ohne große Verluste weiter zu arbeiten ist möglich, auch wenn im “Connected Standby” noch Nachrichten empfangen werden können.

Die Anzahl der Ladezyklen meldet der Akku leider nicht zurück.

Der “Urahn”

2-in-1 Geräte, die sich als Tablet oder Notebook nutzen lassen gibt es nicht erst seit dem Vario Pro 12. Auch vorher schon hatten verschiedene Hersteller dazu so ihre Ideen. Richtig ins Rollen kam die Sache allerdings erst durch Microsofts Surface Geräte und viele Hersteller sprangen auf den Zug auf. Einer der Hersteller, die schon eine Zeit vor Microsoft mit 2-in-1 Geräten auf Windows-Basis auf dem Markt waren, ist Acer.

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Das Acer W500 ist – ähnlich wie Microsofts später erschienene Surface Geräte – ein Tablet mit ansteckbarer Tastatur. Es kam Mitte 2011 auf den Markt und wurde mit Windows 7 ausgeliefert. Für ein Tablet ist das Acer W500 ziemlich dick, hat allerdings auch einen normal großen HDMI-Anschluss sowie am Gerät selber ebenfalls einen normal großen USB-Port.

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Das Innenleben verwundert etwas, findet sich hier nämlich doch keine Intel CPU, sondern ein AMD Fusion Chip. Die AMD C-50 APU vereinigt eine 1 GHz Dualcore CPU mit einer AMD HD6250 GPU. Letztere war zumindest damals deutlich schneller als alle einfachen Intel-Grafiklösungen. Sie versorgt ein 10,1” Display im 16:10 Format mit 1280×800 Pixeln mit Daten.

2 GB Ram sind fest verlötet, die 32 GB mSATA SSD SanDisk P4 lässt sich allerdings tatsächlich austauschen. Vermutlich sind solche Details mit ein Grund für das vergleichsweise hohe Gewicht von fast 1 kg und die Dicke des Tablet-Teils. Mit Tastatur zusammen ist das Acer ungefähr 200 Gramm schwerer als das ODYS Vario Pro 12.

Die Tastatur wird über den einen USB-Port des Tablets verbunden und steht dann auf dieser etwas wackelig und kopflastig. Auf dem Schoß kann man es nur schlecht betreiben, auf weichem Untergrund kippt es nach hinten um. Nur auf einer festen, geraden Unterlage steht das Gerät stabil. Klarer Vorteil für Geräte, bei denen Tastatur und Tablet-Teil richtig miteinander verbunden sind.

Die Tastatur bietet ihrerseits zwei USB-Ports sowie einen 100 Mbit/s Ethernet-Anschluss. Da sie als passiver USB-Hub arbeitet, kann man keine USB-Festplatten ohne eigene Stromversorgung an den Ports betreiben. Der Tastenhub ist extrem kurz, der Anschlag knallhart, manchmal prellen die Tasten. Für alles was über das Schreiben einer kurzen Mail hinaus geht ist sie zumindest sehr gewöhnungsbedürftig. Der Trackpoint mit den zwei vorn am Rand angebrachten Maustasten ist schlicht eine Qual. Wie gut, dass man ein Touch-Display hat. Einen Stift erkennt das Acer Display allerdings nicht.

Das Netzteil liefert maximal 40 Watt und wird direkt am Tablet selber angeschlossen, nicht an der Tastatur.

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Von den 2 GB Ram sind leider nur 1,6 GB nutzbar. Den Rest greift sich der Grafikkern – und das leider nicht dynamisch. Das Acer Tablet hat also noch mehr mit dem Problem des viel zu knappen Speichers zu kämpfen. Durch den Einsatz von Windows 10 statt Windows 7 hat sich das zwar etwas verbessert, aber zu wenig bleibt zu wenig, egal mit welchen Tricks gearbeitet wird.

Stellt man die Geräte von Acer und ODYS nebeneinander und lässt sie nach Funknetzwerken suchen, findet das Acer erheblich mehr davon und zeigt das Heimnetz mit deutlich besserem Pegel an. Die Atheros-Karte im Acer kann zwar ebenfalls nur im 2,4 GHz Bereich mit einem Stream funken, kann aber wohl auf deutlich bessere Antennen zurückgreifen.

Beim direkten Vergleich von W500 und Vario Pro 12 gibt es keinen Vorteil für das Acer Gerät mehr. Man merkt ihm die fünf Jahre schlicht an. Die Performance ist für heutige Verhältnisse einfach lausig. Bei jeglichen Komponenten (mal vom WLAN ausgenommen) zeigen sich deutliche Verbesserungen beim modernen ODYS Gerät.

Der Akku des Acer hat zwar noch 3161 von ursprünglich 3586 mAh, d.h. nur einen Verlust von etwa 12% über die Jahre. Trotzdem sind nur knapp zweieinhalb Stunden Nutzung ohne Stromnetz möglich. Die Hardware braucht einfach mehr Strom als moderne Geräte. “Connected Standby” oder ähnliche neue Features werden eh nicht unterstützt.

Die Benchmark-Werte untermauern dann auch noch deutlich, dass schon zwischen ODYS und Acer Welten liegen.

Benchmarks

Um das ODYS Vario Pro 12 etwas besser einordnen zu können, habe ich neben dem Acer W500 noch zwei weitere Geräte mit getestet.

Das Lenovo T540p ist ein Business-Notebook von 2014 mit Intel Core i7 4710HQ, 16 GB DDR3 Ram, Samsung PM851 256 GB SSD und Nvidia GT730 Grafik. Die Vierkern-CPU ist dabei immer noch recht konkurrenzfähig, die Grafik allerdings nicht wirklich für Spieler gedacht.

Dann gibts im Test noch eine Workstation, in diesem Fall ein Eigenbau. Interessant ist die Maschine insbesondere dadurch, dass sie das älteste Gerät im Vergleich ist. Die Intel X5670 CPU mit sechs Kernen a 2,93 GHz kam 2010 auf den Markt, das Gigabyte Board mit Intels X58 Chipsatz sogar schon fast zwei Jahre vorher. Die verbaute OCZ Agility 3 mit 240 GB ist auch schon arg angegraut und nur mit SATA-2 angebunden. Mehr bietet der Chipsatz noch nicht. Modernste Komponente ist die Grafikkarte mit Geforce GTX750Ti Chip.

Für die Tests musste ich auf die ältere Cinebench Version 11.5 zurückgreifen, da spätere Versionen nicht mehr in 32-bit verfügbar sind. Auf den Geräten mit 64-bit Windows wurde allerdings jeweils die 64-bit Version des Benchmarks genutzt. Selbiges gilt für die Tests mit 7-Zip.

Auch sollte an sich das Programm AS SSD Benchmark für die Disk Tests zum Einsatz kommen. Leider verabschiedete dieses sich auf dem Vario Pro immer mit Lesefehlern, so dass ich auf das alte HD Tune ausgewichen bin.

OpenGL Benchmark CineBench 11.5

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Hier setzt sich die Workstation leicht in Führung vor dem T540p. An sich sollte die GTX750Ti hier noch einen Schritt schneller sein als die GT730 im Notebook, wird aber wohl durch den alten X58 Chipsatz der Workstation ausgebremst.

Das ODYS Gerät ist immerhin noch doppelt so schnell wie das Acer Tablet.

CPU Benchmark CineBench 11.5, Multicore-Leistung

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Hier liegt die alte Intel Workstation-CPU mit etwas Abstand vorne. Die AMD C-50 CPU im Acer sieht kein Land und ist weit abgeschlagen hinten. Das ODYS Vario Pro 12 ist hier schon ein Stück schneller. Es zeigt sich aber auch, dass im Vergleich selbst mit einem nicht ganz aktuellen Notebook schon recht deutliche Performance-Unterschiede bei den Tablet-CPUs bestehen.

7-Zip Single- und Multicore Leistung

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Die Benchmark-Funktion von 7-Zip 16.04 zeigt deutlich die Unterschiede zwischen einem einzelnen CPU Kern sowie der Zusammenarbeit aller vorhandenen Kerne. Die beiden schnelleren Geräte unterstützen Hyperthreading, teilen also einen physischen Kern in zwei logische Kerne auf. Damit landen wir bei 12 Kernen bei der Workstation und acht beim Thinkpad. Die kleinen Geräte nutzen nur die tatsächlichen vier (ODYS) bzw. zwei Kerne (Acer) der jeweiligen CPU.

7-Zip skaliert hier also recht gut über mehrere Kerne, d.h. das ODYS Tablet ist mit allen vier Kernen auch tatsächlich etwa vier Mal so schnell wie mit einem einzelnen Kern.

Es zeigt sich auch, dass die einzelnen Rechenkerne der CPUs gar nicht so weit auseinander liegen. Ein Kern des alten Xeon ist nur minimal langsamer als ein Kern des jüngeren Core i7. Die unterschiedliche Rechenleistung der CPU kommt dort alleine durch die unterschiedliche Anzahl der Kerne zustande.

Ein Teil der Mehrleistung der beiden Geräte mit 64-bit Windows kommt teilweise auch durch die Nutzung von 64-bit Software. Der Vergleich mit einem 32-bit 7-Zip auf den 64-bit Systemen bringt durchweg leicht niedrigere Ergebnisse. Trotzdem lohnt es sich wohl nicht, auf den mit wenig Arbeitsspeicher ausgerüsteten Geräten ein 64-bit Windows nur deswegen zu installieren.

HD-Tune 2.55 Lesen

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Ein reiner Lesebenchmark sagt natürlich nicht wirklich viel über eine SSD aus. Der Vergleich soll hier allerdings auch nicht als tiefgehende Analyse der einzelnen Speichermedien dienen, sondern nur zum übersichtlichen Vergleich. Damit reicht dann auch die alte, kostenlose HD Tune, um einen Überblick zu bekommen.

Vergleicht man die durchschnittliche Geschwindigkeit, zeigt sich, dass die eMMC im ODYS gar nicht so schlecht ist, wie der Ruf, der eMMCs anheftet. 94,8 MB/s lesend im Durchschnitt ist immer noch mehr als so manche Festplatte leistet und reicht in einem solchen Gerät meist aus. Schneller darf es natürlich immer gerne sein, aber das kostet dann mehr Geld und möglicherweise auch mehr Strom.

Die auch schon etwas angegraute OCZ SSD in der Workstation wird sichtbar durch das SATA-3-Gbit/s-Interface des Chipsatzes ausgebremst. Der Tausch gegen eine schnellere SSD würde bei der vorhandenen Hardware also wenig bringen.

Im Thinkpad ist die Samsung SSD regulär über eine SATA-6-Gbit/s-Schnittstelle angebunden. Theoretisch wären damit 600 MB/s auf dem Bus möglich. Die PM851 SSD von Samsung ist die OEM Version der 840 Evo und vom Hersteller mit maximal 540 MB/s lesend angegeben. Warum hier schon bei gut 350 MB/s Ende ist, kann ich nicht nachvollziehen. Wird wohl Zeit, noch mal auf die Suche nach Firmware zu gehen, was bei OEM SSDs nicht immer ganz einfach ist.

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Fazit

Das ODYS Vario Pro 12 ist grundsätzlich ein interessantes Gerät. Es vereint Notebook und Tablet, bietet Stiftbedienung und ein schickes Design, ist gut verarbeitet lässt sich angenehm nutzen. Windows 10 läuft darauf gut und die Stiftfunktionen klappen problemlos.

Ich erwarte allerdings von einem Gerät, welches wie ein “richtiges” Notebook aussieht auch, dass man es genau als Ersatz eines solchen normalen Notebooks nutzen kann. Dazu sind zumindest der Arbeitsspeicher und auch der Speicher der Disk zu klein.

4 GB Ram müssen sein, eine 64 GB SSD bzw. eMMC ist Minimum! Alles darunter kann man vielleicht noch in einem reinen Tablet anbieten, aber von 2-in-1 Geräten erwarte ich einfach mehr.

Ich habe bisher und auch während des Tests keinen Grund gefunden, warum ich den Stift tatsächlich im Alltag nutzen sollte. Für mich ist es schön, dass eine Tastatur und ein gutes Touchpad vorhanden sind. Aber der Stift bietet mir keine Erleichterung. Schnelles Mitschreiben passiert auf der Tastatur, für Bedienung des Systems nutze ich Touch oder Touchpad und im Browser oder der Karten-App handschriftliche Notizen vorzunehmen ist einfach kein Nutzungsszenario für mich.

Die Nutzung als Tablet ist durch das vergleichsweise hohe Gewicht nicht primärer Nutzungszweck, das können reine Tablets besser. Aber wenn man es auf dem Schoß im Tablet-Modus nutzt, ist das Vario Pro problemlos und leistet sich hier keine Schnitzer.

Die kleinen Schnitzer des Vario Pro aber sind die immer noch hin und wieder auftauchenden Störgeräusche im Lautsprecher sowie die nicht verfügbaren Tastenkombinationen. Dazu die seltsame Angabe der Akkukapazität, welche aber halt nur ein Anzeigeproblem darstellt. Fehlende Treiber und UEFI Updates auf der Hersteller-Webseite lassen mich befürchten, dass der Normalnutzer da auch keine Änderungen sehen wird.

Bleibt der Preis. In den Preisvergleichen findet sich das Vario Pro für 279 EUR. Für 10 EUR mehr findet sich im Netz das Lenovo MIIX 310 mit 4 GB und 64 GB Flash, abnehmbarer Tastatur, selbiger CPU wie beim ODYS und nur eben über 500 Gramm Gewicht für den Tablet Teil. Allerdings auch nur mit 10,1” Display.
Ebenfalls in der Preisklasse spielen verschiedene ASUS Transformer B0ok Modelle. Ein 10,1” Modell mit 4 GB Ram und ganzen 128 GB eMMC wiegt ebenfalls nur 580 Gramm, kostet aber nicht deutlich mehr als das ODYS Gerät. Einen Stift gibt es bei beiden Modellen nicht.
Auch keinen Stift gibts beim Trekstor Surftab twin und ebenfalls nur 2 GB Ram und 32 GB Flash, dafür allerdings ein FullHD Display. Und man findet es für knappe 200 EUR.

Auch ein 11,6” Gerät gibt es zum Vergleich. Das Medion E2216T kommt wieder mit nur 2 GB Ram, bietet aber ein FullHD Display und geht für 249 EUR über den Ladentisch. Einen Stift gibt es auch hier nicht – aber wie gesagt, dessen Nutzen wäre für mich persönlich eh nicht groß.

Pro:

  • als Notebook relativ leicht
  • ordentlich verarbeitetes, schickes Gehäuse
  • flexibel nutzbar
  • gutes Touchpad, brauchbare Tastatur
  • ausreichende Akkulaufzeit

Kontra:

  • als Tablet relativ schwer
  • zu wenig RAM, zu kleiner Flash Speicher
  • kleine Schlampereien (Tasten, Akkuanzeige, Störgeräusche)

Ich hoffe, ich konnte damit ein paar Informationen zum ODYS Vario Pro 12 liefern und bin gespannt, wie andere Nutzer das Gerät beurteilen.

 

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Hinweis in eigener Sache: das Gerät wurde im Rahmen der Microsoft Produkttester Aktion kostenlos zur Verfügung gestellt. Ich denke, dass das den Test nicht weiter beeinflusst hat. Smile

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2 Antworten zu Test: ODYS Vario Pro 12–Convertible mit Stift–Teil 3

  1. Daniel sagt:

    Danke für den ausgezeichneten Test! Leider werden Odys Geräte nicht besonders häufig auf Herz und NIere geprüft, da die größeren Marken für viele Tech-Jornalisten, Blogger etc. interessanter sind.

    Würdest du das Gerät als reine „Schreibmaschine“ und Surfer mit viel Stream Content empfehlen?

    • Ingo sagt:

      Kommt drauf an, wie viel man schreibt und ob man sich mit Tastaturen mit recht kurzem Hub anfreunden kann. Ich bin halt aus einer anderen Preisklasse von den Thinkpad Tastaturen verwöhnt und eine gute Tastatur ist mir recht wichtig. Das mögen andere Leute aber ganz anders beurteilen bzw. priorisieren. Insofern hilft am Ende nur Probetippen.

      Von der Leistung her reicht das Gerät da sicherlich aus und solange die Beschränkung auf 2,4 GHz WLAN kein Problem darstellt, sehe ich das Vario Pro für den Zweck als passend an.

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