Und manch einer wird darüber fluchen.
Microsoft hat immer mal wieder das große Talent, ein an sich gutes Produkt durch ärgerlichen Kleinkram in schlechtem Licht stehen zu lassen. Manchmal fasst man sich da als Außenstehender an den Kopf und fragt sich, warum an bestimmten Stellen nicht ein wenig weiter gedacht wurde.
Beim Launch von Windows 10 waren es die Einstellungen zur Privatsphäre. Ein paar Dialoge bei der Einrichtung des Systems ein wenig anders gestaltet, ein paar Optionen nicht standardmäßig gesetzt und der gesamte Launch hätte anders ausgesehen. So gab und gibt es endlose Diskussionen über angebliche Spionagefunktionen und vor allem das Übergehen des Benutzers als eigentlichem Herr über den PC.
Man sollte denken, dass davon auch eine Firma wie Microsoft lernen würde. Und tatsächlich ist man mit dem ersten großen Funktionsupdate, genannt Version 1511, ein paar der Kritikpunkte angegangen. Einige Funktionen wurden nachgerüstet, z.B. können nun Titelleisten wieder in Farbe dargestellt werden, das Design von Kontextmenüs wurde vereinheitlicht, die Apps im Startmenü bekommen Jump-Lists und unter der Haube wurde vieles verbessert und korrigiert. Grundsätzlich also ein lohnenswertes Update.
Dummerweise hat man gleich neue Kritikpunkte eingebaut, die teilweise zwar eigentlich Kleinkrams sind, in der Menge aber diverse Nutzer fürchterlich verärgern werden.
Das Herbst 2015 Update für Windows 10 kommt im Normalfall über Windows Update, wird automatisch heruntergeladen und wie ein normales Update angewendet. Es ist allerdings kein normales Update – sondern vielmehr ein Upgrade. Statt des Austausches von einigen Systemdateien, wird im Prinzip das gleiche Procedere durchgeführt, wie bei einem Upgrade von einem älteren Windows auf Windows 10.
Dies dauert zuerst einmal eine ganze Zeit, allerdings wäre das für die meisten Nutzer vermutlich noch nicht das große Problem gewesen. Allerdings fehlen hinterher diverse Einstellungen bzw. sind auf Standardwerte gesetzt.
In den Foren berichten einige Leute, dass Microosft Edge seine Favoriten ganz oder teilweise verliert. Dass Edge die wichtige Funktion der Erweiterungen immer noch fehlt, mag auch noch stören, aber Datenverlust bei der Migration, das kann es doch wirklich nicht sein! Ab sofort kann Edge immerhin Favoriten zu anderen Windows 10 Systemen synchronisieren.
Auf einmal ist Edge außerdem wieder Standardbrowser und Standard-PDF-Viewer. Muss das sein? Bei manchen Systemen wird das Hintergrundbild zurückgesetzt, der Taskmanager verliert immer seine Einstellungen, Treiber werden gegen andere Versionen ausgetauscht, die nicht immer so funktionieren, wie vorher. Apps, die man vorher deinstalliert hatte, sind plötzlich wieder da.
Ich habe keinen 3D-Drucker, ich brauche auch keinen – und damit ist für mich die 3D Builder App nutzlos. Muss ich diese jetzt nach jedem größeren Upgrade erneut deinstallieren?
Und am Ende fragt man sich, warum das denn so sein muss. Genau das ist doch der Kleinkram, der nervt. Warum kann denn nicht einmal bei einem Upgrade von Windows 10 auf Windows 10 alles an Einstellungen erhalten bleiben?
Dann aktiviert Microsoft jetzt ein paar Funktionen, die es zwar an sich schon von Anfang an gab, die aber noch nicht genutzt wurden. Im Startmenü tauchen Vorschläge für zu installierende Apps auf. Mag manchen stören, kann man abschalten, wirkt aber unnötig aufdringlich. Reichen denn nicht die Vorschläge im Store?
Viel schlimmer: es werden automatisch Apps installiert, die der PC Hersteller anbietet. Macht man eine Neuinstallation, um vorinstallierten Müll loszuwerden, kommt dieser hinterher automatisch wieder aufs frisch installierte System. So taucht auf einem älteren Acer Tablet hier plötzlich eine App “Acer Explorer” auf – völlig unnötige Werbung, einen sonstigen, sinnvollen Zweck hat die App nicht. Auf Lenovo Notebooks taucht der “Lenovo Companion” auf, eine App, die Garantieinfos anzeigt und einem Zubehör anbietet – allerdings nicht ohne dass man noch eine 100 MB große Hintergrundanwendung installiert. Immerhin ist diese optional.
Warum wird einem so etwas nicht im Store vorgeschlagen, sondern gleich mit installiert? Warum findet sich nicht im Store eine Kategorie “von Ihren Geräteherstellern vorgeschlagen” und da tauchen dann die Apps zu PC, Drucker und Co. auf und wenn man will, installiert man sie und wenn man nicht will, wird man nicht weiter davon belästigt?
Auch scheinen bestimmte Fehler in den Ereignisprotokollen immer noch gerne aufzutauchen. Auch wenn sie anscheinend keine Auswirkungen haben, wäre es doch vermutlich kein Problem, aus den vielen Diagnose-Daten, die Microsoft doch angeblich bekommt, dies auszulesen und zu korrigieren, oder?
Anscheinend sind die Meldungen bei fast jedem Windows 10 System schon seit der Auslieferung zu finden. Halt auch Kleinkram, aber auch daran stören sich Nutzer.
In der Firma habe ich ein frisches Image mit Windows 10 Enterprise gebaut. Alle unerwünschten Bestandteile rausgeworfen, Konfiguration so, wie es für die Firma passt. Was passiert kurz nach der Neuinstallation? Es tauchen “Candy Crush Soda Saga” und “Wunderlist” als installierte Apps auf. Auf einem Enterprise System ohne Microsoft Konto! Ernsthaft, Microsoft? DAS versteht ihr unter “business ready”?
Und wie hats eigentlich folgende Funktion durch die Previews geschafft?
Also eine Anwendung deinstallieren, was man ja eher selten durchführt, findet sich auf der ersten Ebene. Die Änderung der Symbolgröße, die man vermutlich auch nur einmal pro App braucht, findet sich in der ersten Menüebene. Der Start der Anwendung mit Adminrechten, was je nach Anwendung häufiger vorkommen kann, findet sich aber erst unter der zweiten Unterebene. Logik?
Ach ja, oben erwähnte ich ja die Vereinheitlichung der Designs von Kontextmenüs. Auf der anderen Seite bringt man jetzt aber neue Apps, deren Titelleisten immer schwarz sind, wenn die Apps den Fokus haben. Was soll das denn?
Ich habe damit Apps mit grauem Titelbalken, der farbig umgestellt werden kann (z.B. Groove Music). Ich habe Apps, die das Design der App im Titelbalken weiterführen (z.B. Kontakte). Ich habe Apps mit schwarzer Titelzeile (z.B. Telefon). Und dann hab ich noch Desktop-Programme, die sich manchmal ans Standard-Design halten, manchmal aber eben auch nicht. Statt dass man hier vereinheitlicht, macht man das Gegenteil.
Alles für sich genommen kleine Ärgernisse, aber halt zusammen genau das, was Nutzer richtig ärgert und damit stellt man sich bei Microsoft selber ein Bein.
Insgesamt bleibt das Herbst 2015 Update für Windows 10 ein definitiv lohnenswertes Update. Das sollte hier noch einmal betont werden! Es bringt neue Funktionen, rundet vieles an Windows 10 ab und dürfte auch diverse Probleme beseitigen. Der Weg dahin ist allerdings steiniger als nötig und Microsoft wird sich mit dem vielen, ärgerlichen Kleinkram drumherum keine Freunde machen.
Irgendwann im Jahr 2016 soll das nächste, größere Funktionsupdate, Codename “Redstone”, den Weg zu den Usern finden. Optimisten sollten jetzt hoffen, dass man dann wenigstens etwas abliefert, was nicht unnötig die Nutzer verärgern wird.
Das mit dem „Anwendung deinstallieren“ ist schon sinnvoll … Wenn man zb mal wieder Müllapps auf dem Rechner hat.
Danke für den ausführlichen Blogpost! Wenn ich das Semester rum habe switche ich wieder auf Linux (Springe immer mal wieder hin und her, bleibe aber jetzt dann auch wahrscheinlich dabei). Mit Win8.1 war ich zufrieden aber schon ein bisschen genervt weil es so wenig Einstellungsmöglichkeiten gab.
Win10 hat dann einfach nicht mehr richtig funktioniert und ich habe das Gefühl, dass das so langsam ein „Design und neue Funktionen über Benutzbarkeit gestellt“ Betriebssystem wird.
Dass es im Menü ein „Deinstallieren“ gibt, finde ich auch sinnvoll. Aber warum ist das nicht unter „Mehr“ zu finden? Man wird doch pro App nur ein einziges Mal diesen Menüpunkt brauchen, während man manches ständig als Administrator starten will oder muss? Darum gehts mir.
Ich kann dem ganzen nur beipflichten. Mit Deinen Anmerkungen hast Du mir aus der Seele gesprochen. Grundsätzlich ist WIN 10 in Ordnung, allerdings die vielen kleinen Fehler im Ereignisprotokoll (seit Einführung) werden von MS komplett ignoriert. Man sollte doch meinen, zuerst ein stabiles und fehlerfreies BS fertigzustellen, bevor Erweiterungen und sinnlose Apps hinzukommen. Dies sieht MS leider wohl etwas anders. Schade….
Dass im Ereignisprotokoll Fehler gemeldet werden, die den Betrieb nicht stören, ist aber auch nicht erst mit Windows 10 so. Das Ereignisprotokoll ist wohl bei keinem System wirklich „sauber“, davon darf man nicht ausgehen. Wie gesagt, mich stören die Einträge auch nicht, solange alles läuft. Ich weiß nur, dass sich halt Leute dran stören und daher wäre es sinnvoll, sowas halt auch anzugehen.
Hallo Ingo,
dazu fällt mir gerade am Beispiel des Ordners WindowsApps auf, dass alle Ordnerberechtigungen zurückgesetzt wurde, sogar die versteckten Ordner und die Dateiendungen, also Ansichtsoptionen, wurden zurück gesetzt.
Man darf also auch alle Einstellungen und geänderten NTFS Rechte wieder neu vergeben. Ganz großer Spaß!
Ist grundsätzlich logisch, da bei einem Upgrade von Windows immer ein frisches Image auf der Platte landet, welches dann angepasst wird. Damit sind dann auch evtl. in Systemordnern veränderte Dateiberechtigungen wieder auf den Standardwerten. Wobei ist das noch eher positiv sehe. In den meisten Fällen ist es ja eher nicht sinnvoll, Berechtigungen in Systemordnern zu verändern und normalerweise verschärft man sie bei eigenen Änderungen auch nicht. Das Zurücksetzen verbessert also im Ernstfall die Sicherheit.
Da gebe ich dir insgesamt recht, es geht mir eher darum, dass es eventuell vorher mal vernünftig kommuniziert werden könnte, dass da de facto ein Inplace Upgrade stattfindet. Dass mit deiner nachinstallierten Bloatware kann ich wenigstens nicht nachvollziehen, dass Problem hatte ich an keinem Rechner. Ansonsten, guter Artikel. Danke!
Ingo, sehr schöner Blogpost. Klasse zusammengefasst. Und dann lässt sich die 3D-Builder-App nicht einmal direkt deinstallieren.
Ähh…doch, lässt sie!?
Danke Ingo, ein sehr guter Post!
Ich selbst habe mich schon Stunden über das neue Win10-Update geärgert. Von fünf Geräten (HP Stream 8, Dell Venue Pro 8, Surface 3, Surface Pro 3, HP Desktop) liess sich nicht eines ohne Probleme updaten. Bei vier Geräten lag dies am SD-Karten-Bug, der das Update bei 40% einfrieren lässt. Der Rat von MS, die SD-Karte vor dem Update zu entfernen, ist für meine Geräte keine Option, dazu sind die Karten zu eng eingebunden und ich müsste nach dem Update erst einmal Dutzende von Einstellungen anpassen. Am schlimmsten hats allerdings mein Surface Pro 3 getroffen (ein MS-Gerät!!!). Das Update lief da zwar durch, das OS war aber nicht mehr zu benutzen, weil sich der Explorer in einer Endlos-Crash-Reboot-Schlaufe verfing. Nach einem Rollback funktionierte dafür die gesamte Taskleiste nicht mehr… Somit zurück auf Feld 1 und ein (zum Glück bestehendes) Image aufgespielt… Mein Fazit: Das Fall Update kommt mir nicht auf die Kisten. Nicht, solange hier seitens MS massiv nachgebessert worden ist.
Ich hab bisher ein Dutzend Systeme problemlos umgestellt. Ich kann diese Probleme nicht nachvollziehen.
Ich bekomme unter „Eigenschaften von IDT High Definition Audio CODEC“__“Ereignisse“ den Hinweis:
„Das Gerät „HDAUDIO\FUNC_01&VEN_111D&DEV_7676&SUBSYS_103C2AE0&REV_1001\4&af41215&0&0301″ erfordert weitere Installationen.“
Bitte wissen Sie welche? Microsoft schweigt sich darüber aus.
Ich sehe seit dem letzten automatischen Update keinen meiner früher 4 Audio-Endpunkte (Headset, Kopfhörer, beats-Synthesizer für 7.1, HDMI-Ausgang) und kann daher leider auch nichts hören.
Danke für Ihre Hilfe, Wolfgang Sinhuber
P.S.: Ich bin einfacher User, kein PC-Freak
Bitte die Frage in den entsprechenden Microsoft Supportforen stellen. Das Blog hier dient nicht als solches.