Microsoft, macht endlich was aus dem Internet Explorer!

Ich bin seit längeren in der Hauptsache Nutzer von Google Chrome. Nicht etwa, weil mir Google so sympathisch wäre, sondern einfach, weil er für mich insgesamt momentan den besten Browser darstellt. Das wird aber gerade ein wenig auf die Probe gestellt.

Die Nachricht, dass ein Rechner mit Chrome deutlich mehr Strom benötigt, ist für mich nicht neu. Microsoft hatte schon damit geworben, dass der IE deutlich stromsparender ist. Viele hatten das allerdings für einen Werbegag gehalten. Nun stellt sich heraus, dass Chrome mit den internen Timern des Systems rumspielt und somit das System stärker belastet und dadurch zu höherem Akkuverbrauch bei Mobilgeräten führt. Vermutlich beeinflusst das auch den einen oder anderen Benchmark positiv. Nun, damit kann man leben – und der Fix ist schon versprochen.

Leider fängt Chrome 36 jetzt allerdings hier auch auf mehreren Systemen an, z.B. auf Facebook spontan zu crashen. Geht eine Chatnachricht ein, crasht das Browsertab. Lädt man es neu, geht wieder das Chatfenster auf und das Browsertab crasht erneut. Es gibt wohl einen Bug mit ähnlicher Thematik bei Google, aber bisher noch keinen Fix außerhalb der Entwicklerversionen und es ist nicht geklärt, ob es der Fix auch in die kommende Version 37 schafft. Auch andere Webseiten sollen wohl den Browser crashen. Sehr unschön. Da fällt dann der Blick auch mal wieder auf andere Browser und als Windows Nutzer hat man nun einmal den Internet Explorer vorinstalliert.

Es wird ja im Web immer noch ziemlich über den IE abgelästert. Vieles davon ist Schuld von Microsofts früheren IE Versionen. Webstandards waren für Microsoft damals offenbar eher interessantes Beiwerk und der IE mit seinen ganz eigenen Routinen und Befehlen für viele Webentwickler einfach nur Horror. Nun hat man zum Glück die Engine deutlich weiterentwickelt. Der Browser ist deutlich standardkonformer als früher. Es werden zwar auch weiterhin lange nicht alle HTML5 Funktionen unterstützt, aber durch die langen Supportzyklen der Microsoft Produkte ist das auch kein Wunder, dass man da etwas langfristiger denkt und nicht alles an neuen Erweiterungen integriert, was es womöglich gar nicht in die offiziellen HTML5 Standards schafft.

Die Engine des Browsers funktioniert mittlerweile gut und der Browser fühlt sich überraschend fix an, wenn man von anderen Browsern kommt. Es bleiben aber insbesondere bei der Oberfläche und deren Bedienung Lücken, die Microsoft dringend mit Funktionen füllen sollte. Die Oberfläche des Desktop IE ist schließlich seit Jahren quasi unangetastet.

1. Wenn ein IE Tab lädt und die Seite scriptlastig ist, sind die anderen Tabs auch unbenutzbar. Die Tabs sind unterschiedliche Instanzen, warum diese starke Beeinflussung?

2. Es fehlt eine einfache Möglichkeit zur Entwicklung von Erweiterungen. Die momentane Variante mit binären Erweiterungen ist unbrauchbar, was man an der quasi nicht vorhandenen Menge von brauchbaren Erweiterungen sieht. Die Modern UI Version des IE kennt nicht einmal die mehr. Diese Erweiterungen sollten sich natürlich auch zwischen verschiedenen PCs etc. synchronisieren lassen.

3. Es fehlt eine grundsätzliche Funktion für “Click to play” für alles, was auf Webseiten aktiv werden kann, d.h. sowohl Inhalte von Plugins (Flash, Java) als auch HTML5 Inhalte. Viele Webseiten kommen jetzt mit automatisch beim Durchscrollen startenden Videos. Sehr unschön, das nicht bequem abstellen zu können. Die momentane Funktion fragt einmal beim Öffnen der Webseite. Sinnvoll wäre der Klick bei jedem einzelnen Inhalt

Screenshot (5)

4. Wieso gibt es die Seite mit den häufig aufgerufenen Webseiten nur dann zu sehen, wenn man ein neues Tab öffnet, aber nicht, wenn man den Browser mit leerer Startseite startet?

Screenshot (2)

5. Wenn ich auf einer Webseite eine URL, die nicht als Link formatiert ist, mit Chrome markiere und dann rechtsklicke, kann ich diese einfach öffnen. Bei IE muss ich sie erst kopieren und in der Adressleiste einfügen. Umständlicher gehts nicht.

 Screenshot (1)

6. Warum lande ich, wenn Bing mir URLs vorschlägt und ich diese aufrufe, nicht auf der vorgeschlagenen Webseite, sondern bei Bing, wo dann nach der URL gesucht wird?

Screenshot (4)

Die Liste wird noch ausgebaut, wenn mir weitere Ärgernisse einfallen.

Ich hoffe ja inständig, dass mit einer kommenden Version deutliche Verbesserungen kommen werden. Die IE Engine hätte es an sich mittlerweile verdient, endlich mit einer leistungsfähigen UI versehen zu werden.


Ach ja, falls sich jemand fragt, wo z.B. Mozilla Firefox in der Betrachtung bleibt: Firefox und Opera gibt es weder als MSI Paket, noch lassen sie sich in Windows Netzwerken sinnvoll zentral managen, d.h. beide kennen keine Gruppenrichtlinien. Das macht sie für alles abseits des heimischen PCs unter Windows unbrauchbar, da Verteilung und Management mühsam gescriptet werden müssten.

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4 Antworten zu Microsoft, macht endlich was aus dem Internet Explorer!

  1. Ingo sagt:

    Ich hab die Kommentare mal etwas aufgeräumt. Ich freu mich über Kommentare, die sich mit dem jeweiligen Artikel befassen. Die Kommentarspalten sind aber nicht für seitenlange Grundsatzdiskussionen über irgendwelche ganz anderen Themen gedacht. Danke! 🙂

  2. 3-plus-1 sagt:

    Einen Punkt für Chrome und gegen den IE hast du vergessen: Sicherheit!

    Eines der größten Einfallstore für Schadsoftware sind nicht aktuell gehaltene Plugins. Ein guter Weg ist daher alle solche Plugins aus dem System zu verbannen (Quicktime, Java oder Flash). Gerade Flash nutzen nun aber doch noch sehr viele Seiten, so dass der IE nach der Nutzung des Flash-Deinstallationstools (http://helpx.adobe.com/de/flash-player/kb/uninstall-flash-player-windows.html) nicht mehr alle Seiten vernünftig anzeigen kann.

    Hier springt Chrome in die Bresche, der sich selber aktualisiert und gleichzeitig immer ein aktuelles Flash-Plugin mitbringt, dass auch nur in der Chrome-Sandbox läuft und im System sonst keine Verwendung finden kann. Zudem bringt Chrome auch einen PDF-Reader mit, so dass sich *.pdf zum Öffnen mit Chrome verbinden lässt. Damit kann man auch auf die Installation von anderen PDF-Readern verzichten, die sich ebenfalls wieder schlecht aktualisieren lassen.

    Kurzum, mit Chrome wird das System deutlich sicherer, weil man auf die Installation sonst problematischer Zusatzsoftware verzichten kann. Das kann der IE so nicht übernehmen sofern sich da Microsoft nicht noch etwas anderes einfallen lässt.

    • Ingo sagt:

      Auch das Flash Plugin für den IE wird automatisch über Windows Update aktuell gehalten. Vermutlich gehst du noch vom mittlerweile bald fünf Jahre alten Windows 7 aus. Das solltest du nicht tun, wenn du kritisierst, Microsoft hätte sich nichts einfallen lassen. Haben sie. 🙂

      Selbiges gilt für das PDF Problem. Seit zwei Versionen schon wird bei Windows ein einfaches Programm zur Anzeige von PDFs mitgeliefert. Die Nachinstallation von Zusatzsoftware ist nur dann nötig, wenn dieses Programm nicht ausreicht.

      Das Problem ist umgekehrt: die Standard-Installation von Chrome läuft immer noch ins Benutzerprofil, da Google den Browser mit Gewalt in den Markt drücken will – auch für Leute, die eigentlich keine Software installieren dürfen. Was ins Benutzerprofil installiert wird, kann auch mit Benutzerrechten manipuliert werden. Auch Chrome selber ist nicht frei von Sicherheitslücken, auch wenn diese nicht so schön öffentlich breitgetreten werden, wie beim IE. Dummerweise hilft hier aber nicht mehr der Schutz durch die Berechtigungen des Systems. Durch eine Lücke in Chrome könnte somit der Browser direkt manipuliert werden.

      Wenn du Chrome sicher betreiben möchtest, ist der erste Schritt der Umstieg auf die Chrome MSI Pakete, die das Programm dort hin installieren, wo Programme hin gehören: ins Programmverzeichnis. Dort kann ohne Adminrechte nicht dran manipuliert werden.

      Ansonsten bietet auch der IE Sandbox-Funktionalitäten und wenn man z.B. mal bei Secunia schaut, finden sich bei Firefox und Chrome mehr Lücken als im IE. Ich denke mal, so einfach kann man sich das heutzutage nicht mehr machen, den IE in Sachen Sicherheit zu kritisieren.

  3. Florian S. sagt:

    Warum setzen Leute überhaupt Google Chrome ein?
    Er ist nicht so sicher wie es immer heißt und es gibt bessere alternativen die auch auf Chromium aufbauen wenn es um die Geschwindigkeit geht oder die Sandbox-Funktion (welche übrigens bei normalen/gewöhnlichen Servverhalten keine „Mehrsicherheit“ bietet). Im privatgebrauch stellt sich mir auch nicht direkt die Frage nach Sicherheit, das bügelt ein brauchbares Security Paket fast wieder aus.
    An erster Stelle würde bei mir die/meine Privatsphäre stehen, der Zugriff auf meine Daten/Informationen und mein Servverhalten!
    Und da liegt Google Chrome eindeutig auf dem letzten Platz.

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