XP Alternative 2: Apple

Während in den eher technischen Foren im Internet gefühlt drei Viertel der User von Windows XP auf Linux umsteigen wollen, sind anderswo mindestens drei Viertel der User jetzt gewillt, zu Apple zu wechseln.

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Wer den Fernseher anschaltet, muss eigentlich schnell denken, dass es auch mindestens so viele schon getan hätten. In Film und Fernsehen hat Apple eine Medienpräsenz, die sich nicht ganz mit den realen Zahlen deckt. Die weltweiten Marktanteile von OS X bewegen sich je nach Statistik irgendwo bei 7 bis 8 Prozent. Ende 2013 ist selbst das angeblich so gefloppte Windows 8 daran vorbei gezogen. In den USA liegen die Werte etwas höher, in Deutschland etwas niedriger. Je nach Laune zählen manche Statistiken bei den Hardware-Verkaufszahlen auch mal iPads und iPhones mit dazu und sehen Apple dann als weltweiten Marktführer bei Computern. An anderer Stelle unterlässt man das gerne, um Microsoft weiterhin als Monopolisten darstellen zu können – halt ganz wie es gerade beliebt. Aber zurück zum Thema…

Falls der bisher genutzte Windows XP PC einer der schon im letzten Beitrag genannten Rechner aus den XP Anfängen sein sollte, dann wäre das eine Voraussetzung, sich Gedanken über Apple zu machen. Während man in der Windows Welt immer die Wahl der PC-Hersteller und der einzelnen Komponenten hat, gibt es in der Apple Welt halt Apples OS X System, welches auf Apple Hardware läuft und das war es dann eigentlich auch schon. Legal ist es nach Apples Auffassung nicht, OS X auf fremder Hardware zu betreiben. Möglich ist es grundsätzlich, allerdings muss man bei jedem Systemupdate damit rechnen, dass das System nicht mehr funktioniert. Keine gute Basis und damit wirklich nur Bastlern empfohlen.

Die Übernahme von Programmen aus Windows ist so nicht möglich. Kein Windows Programm läuft direkt unter OS X. Falls weiter Windows Software genutzt werden soll, ist entweder eine parallele Installation von Windows notwendig oder die Nutzung einer virtuellen Maschine, in der ein Windows unter OS X virtualisiert wird. Für beides ist ein Windows XP kaum bis gar nicht zu gebrauchen – der Kauf einer Windows Lizenz würde dann also nötig werden. Für die Parallelinstallation über Apples “Bootcamp” stellt Apple Windows-Treiber bereit. Man sollte allerdings peinlich genau achten, dann auch eine unterstützte Windows Version einzusetzen. XP ist nicht mehr möglich. Auf dem neuen Mac pro läuft via “Bootcamp” nur noch Windows 8.1.

Wer jahrelang mit XP gearbeitet hat, wird den Umstieg bei der Bedienung sicherlich als gewöhnungsbedürftig empfinden. Die fest oben liegende Menüleiste, die sich passend zum gerade aktiven Fenster verändert, sorgt für ein einheitlicheres Aussehen, aber auch für längere Mauswege bei größeren Monitoren. Grundsätzlich sah das Apple Betriebssystem aber schon immer irgendwie so aus und jegliche Experimente bei der Bedienung hat man sich wohl verkniffen. Die verkneift man sich auch bei der Hardware, denn neue Geräteklassen wie leistungsfähige Tablets, die mit Tastatur zum vollständigen Notebook und mit Dock zum PC werden, sucht man leider vergebens.

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Will man das OS X System effizient nutzen, muss man diverse Gesten auf dem Trackpad und diverse neue Tastenkombinationen lernen. Dass Apple das @ Zeichen auf der Tastatur anders gelegt hat, ist vermutlich dem früheren “think different” geschuldet. Vielleicht hat ja auch jemand eine Story dazu, wieso Apple gerade dieses Zeichen anders legen musste. Über einen Kommentar mit der Aufklärung dazu würde ich mich freuen.

Zumindest auf den Tastaturen der Apple Macbooks fehlen auch einige der von Windows Notebooks bekannten Tasten. Logischerweise die Windows-Tasten, aber auch z.B. Entf oder die Tasten für Bild-Auf und Bild-Ab. Das ist vermutlich alles eine Gewohnheitssache, allerdings muss ich zugeben, mich nach fast drei Jahren am Macbook immer noch nicht dran gewöhnt zu haben.

Die Auswahl an Geräten ist übersichtlich und der finanzielle Einstieg in die Apple Welt ist ein Mac mini. Dieser ist ausreichend schnell, sehr stromsparend, aber im Vergleich auch nicht wirklich preiswert. Wer die Leistung und Qualität haben möchte, kann natürlich die Summe ausgeben. Aber wer einen einfachen PC für Office und Internet braucht, kommt abseits der Apple Welt auch mit deutlich weniger als 629 EUR zum Ziel. Ist ein iMac der Wunschkandidat, gehts ab 1.299 EUR los. Viel Geld für einen spiegelnden 21,5” Monitor plus eingebautem PC-Innenleben. Leider gibt es dafür serienmäßig nicht einmal mehr als ein Jahr Garantie. Drei Jahre kosten für den iMac noch mal 179 EUR drauf. Dafür soll der Support dann auch recht kulant sein. Wohl dem, der einen Apple Store in der Nähe hat.

Der – oder ein anderer Apple Fachhändler – wird auch gebraucht, wenn an der Hardware mal Dinge kaputtgehen wie z.B. eine Festplatte. Während man sich beim Mac mini “nur” von unten quer durch den kompletten Rechner schrauben muss, um diese zu erreichen (siehe iFixit Anleitung), scheitert man beim iMac schon daran, dass die aktuellen Modelle verklebt sind. iFixit vergibt da an den iMac die unterirdisch schlechte Note mit 2/10 Punkten. Was dann im Zusammenhang mit nur einem Jahr Garantie wirklich nicht gut klingt.

Der größte Vorteil ist auf jeden Fall, dass bei Apple quasi alles aus einer Hand kommt. Betriebssystem und Hardware, Firmware und Treiber und die ganze Basis an Anwendungsprogrammen, wie z.B. Browser oder Office Paket, alles ist aus einem Guss. Das kann sich irgendwo aber auch wieder als großer Nachteil erweisen. Spätestens dann, wenn sich Apple entschließt, die teuer gekaufte Hardware nicht mehr zu unterstützen. In der Vergangenheit konnte man sich nie sicher sein, wann dies der Fall sein würde. Auf einem Mac mini von vor März 2009 wird z.B. schon das aktuelle OS X “Mavericks” nicht mehr unterstützt. Aus der Windows-Welt kennt man solch kurze Zyklen nicht.

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Auch ist Apple nicht so sehr auf Abwärtskompatibilität erpicht wie Microsoft und schneidet auch mal alte Zöpfe ab. Technisch gesehen ist es kein grundsätzliches Problem, Programme für Windows 95 unter einem aktuellen Windows auszuführen. Die entsprechende API ist seit knapp 20 Jahren vorhanden. Bei Apple hingegen gab es auch mal Schnitte, die etwas härter sind. Vor den Intel CPUs verbaute Apple PowerPC Prozessoren, deren Befehlssatz zu Intels x86 nicht kompatibel ist. Damalige PPC Software wurde nach der Umstellung auf Intel noch eine Zeit emuliert (“Rosetta”, angelehnt an den Stein von Rosette, der zur Übersetzung der ägyptischen Hieroglyphen beitrug; den Zusammenhang zu PPC Code darf sich jeder selber denken…) keine Ahnung, wie man auf den Namen kam), mittlerweile ist die Emulation aber weggefallen. Man muss also auch in Zukunft davon ausgehen, dass da eher mal deutlichere Schnitte stattfinden können.

Wer sich auf Apples Welt einlässt, muss sich zwar nicht mit Haut und Haaren an Apple binden. Die wirklichen Vorteile tauchen aber erst dann auf, wenn man nicht nur Apples Hardware und System nutzt, sondern auch die komplette Welt aus Diensten, Inhalten und Zubehör drumherum. Ohne große Einschnitte kommt man dann später davon aber auch nicht mehr so einfach weg. Hardware von einem anderen PC-Hersteller zu kaufen kann dann schlicht nicht in Frage kommen, da darauf ja kein OS X läuft und somit alle für Apple gekauften Programme nicht mehr nutzbar wären. Wer auf Apple umsteigt, steigt also ganz um.

Fazit

Beim Umstieg sind auf jeden Fall Investitionen in neue Hardware und vielfach auch in neue Software notwendig. Wer das nicht scheut, setzt sich in einen goldenen Käfig, in dem schon ein paar andere Leute sitzen. Solange sie sich nicht an den Gitterstäben stören, scheinen sie da überraschend glücklich drin zu sein.

Update: Infos zu “Rosetta” nachgetragen, danke an @BokehBerlin.

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2 Antworten zu XP Alternative 2: Apple

  1. Sven sagt:

    Ist zwar keine Alternative für jeden, aber ich bin mit meinem Chromebook als Zweitrechner erstaunlich glücklich. – Auch wenn man dadurch auf eine Internetverbindung angewiesen ist und praktisch nichts lokal läuft, ist es für Personen, die ein Gerät eigentlich nur zum Surfen nutzen und sich auf Web-Dienste einlassen, eine nette kleine Alternative. Insbesondere weil man sich um Updates, Antiviren-Software und langsamer werdende Rechner keine Gedanken mehr machen muss.

    • Ingo sagt:

      Angeblich langsamer werdende Rechner sichern dir aber doch einen Teil des Geschäftes. 😉

      Mir ist bisher noch kein Chromebook unter die Finger gekommen, insofern kann ich da nichts zu schreiben. Rein von dem was ich bisher gelesen habe, dient es aber aufgrund des ganzen Konzeptes eher nicht als Alternative für diejenigen, die bis 2014 noch einen PC mit XP einsetzen.

      Das Konzept eines „Cloud-Terminals“ ist mir eh etwas zu weit gedacht. Mein Leben findet nicht „im Browser“ statt. Ich möchte mich nicht mit Hardware, Software, Apps, Daten und allem Drumherum von genau einem Anbieter abhängig machen. Das ist insgesamt meines Erachtens nicht der richtige Weg, sondern eine riesige Fehlentwicklung.

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