SSDs („Solid State Disks“) haben sich heute als schnelle Speichermedien insbesondere als Laufwerk für System und Programme durchgesetzt. Während die herkömmliche Festplatte Zeit benötigt, um auf der Oberfläche von einem Block zum nächsten zu springen („Seek-Time“), passiert das bei Flash-Speichermedien quasi ohne Wartezeit. Die Flash-Bausteine, aus denen eine SSD aufgebaut sind, unterliegen allerdings einem gewissen Verschleiß, weswegen einige Dinge zu beachten sind.
Gleich vorab zusammengefasst: Windows 7 und 8 erkennen SSD Speicher und stellen sich korrekt darauf ein. Es sind grundsätzlich keine speziellen Einstellungen auf Seiten des Betriebssystems notwendig und man benötigt weder Tools zu installieren, noch Registry-Änderungen durchzuführen.
Der weitere Artikel beschäftigt sich in der Hauptsache mit Details, der Überprüfung der korrekten Einrichtung und der Entzauberung von so manchem „Trick“, der sich in Anleitungen zur SSD „Optimierung“ findet.
Hardware, BIOS und Controller
SSDs werden heutzutage meist über SATA an den PC angebunden. SATA kann in verschiedenen Modi betrieben werden. Entweder wird ein SATA Gerät tatsächlich als solches erkannt und mit allen Funktionalitäten angesprochen („Native Mode“ oder „AHCI“) oder es wird in einem Kompatibilitätsmodus als IDE bzw. PATA Gerät angesprochen, oft auch „Legacy Mode“ genannt.
Nur im AHCI Modus können die dringend notwendigen Features wie TRIM genutzt werden. Im BIOS Setup sollte also auf jeden Fall eingestellt sein, dass der SATA Controller im AHCI bzw. Native Mode arbeitet.
Partitionierung und Installation
SSDs sind nur dann schnell, wenn die Daten darauf auch passend zu den Blöcken der SSD ausgerichtet sind. Dieses „Alignment“ wird von Windows 7 und 8 bei der Partitionierung und Installation beachtet.
Wird also eine SSD während der Installation von Windows automatisch oder manuell übers Windows Setup oder diskpart eingerichtet, ist alles in Ordnung und man braucht sich keinerlei Gedanken machen.
Wer seine Partitionen aus speziellen Gründen mit anderen Tools einrichtet, sollte abklären, ob diese die Partitionen richtig ausrichten bzw. im Netz genauer zum Thema „Alignment“ im Zusammenhang mit SSDs nachlesen.
Ob das Alignment richtig ist, kann man per diskpart überprüfen. Einfach Win+R drücken, diskpart eingeben und mit Enter bestätigen. Es folgt eine Abfrage der Benutzerkontensteuerung, die ebenfalls zu bestätigen ist. Danach kann mit list disk ausgegeben werden, welche Platten vorhanden sind, mit select disk nummer erfolgt die Auswahl der SSD und mit list partition die Auflistung der Partitionen.
Richtig ausgerichtet ist die ganze Sache, wenn die erste Partition an einem Offset beginnt, der durch vier teilbar ist.
Im Beispiel beginnt der Offset bei 1024 kB, geteilt durch vier sind das glatte 256 und somit ist die Ausrichtung korrekt.
TRIM und Garbage Collection
Um die Blöcke der SSD gleichmäßig abzunutzen und vor allem auch Performance-Einbrüche nach längerer Nutzung zu verhindern, verwendet eine SSD verschiedene interne Funktionen zur Verteilung von Daten und zum Aufräumen („Garbage Collection“), die man nicht direkt beeinflussen kann. Man kann moderne SSDs von Seiten des Betriebssystems allerdings unterstützen, indem das Betriebssystem der SSD mitteilt, welche Daten gelöscht wurden. Die SSD kann damit dann diese Blöcke direkt wieder freigeben. Dadurch bleibt die Performance lange auf hohem Niveau. Windows 7 und 8 können von Haus aus TRIM, solange die SATA Controller mitspielen. Die Treiber aller halbwegs aktuellen Controller sind dazu in der Lage.
Um zu überprüfen, um TRIM aktiv ist, reicht ein Kommando in der Eingabeaufforderung. Diese muss dazu als Administrator gestartet werden, d.h. bei Windows 8 über Win+X, Eingabeaufforderung (Administrator) oder bei Windows 7 über Start, Eingabe von cmd und Bestätigung mit Strg+Shift+Enter. Folgender Befehl kann dann ausgeführt werden:
fsutil behavior query DisableDeleteNotify
Wird als Ergebnis „DisableDeleteNotify = 0“ ausgegeben, ist alles prima und TRIM ist aktiv. Kommt die Ausgabe „DisableDeleteNotify = 1“, ist die TRIM Funktion deaktiviert. Man kann Windows mit dem folgenden Befehl manuell anweisen, TRIM zu aktivieren:
fsutil behavior set DisableDeleteNotify 0
Falls die Funktion nur in Windows noch nicht richtig eingestellt war, sollte der obige „query“ Befehl jetzt „0“ als Ergebnis liefern. Falls nicht, stimmen die BIOS Einstellungen in Sachen AHCI nicht, oder der Controller-Treiber spielt nicht mit.
Defragmentierung
Auf einer Festplatte werden Blöcke von zusammengehörigen Daten so angeordnet, dass schneller auf sie zugegriffen werden kann. Bei einer SSD fällt die Positionierung von Leseköpfen weg, insofern ist egal, ob die Daten verstreut sind. Jeder Block kann gleich schnell gelesen werden. Eine Defragmentierung ist schon aus diesem Grund unsinnig. Windows 7 und 8 deaktivieren die automatische Defragmentierung, wenn eine SSD erkannt wurde.
Unter Windows 8 bleibt weiterhin eine automatische Optimierung aktiv. Dies ist auch beabsichtigt und sollte nicht, wie in manchen Tipps fälschlicherweise geraten wird, deaktiviert werden.
Prefetching, SuperFetch und sonstige Optimierungen
Windows hat seit XP ein paar automatische Funktionen bekommen, die dafür sorgen sollen, dass das System und die Anwendungen schneller starten. Manches davon ist bei einer SSD nicht mehr nötig, so z.B. die automatische Anordnung von Dateien auf der Disk zum schnelleren Start. Windows deaktiviert diese Funktionen automatisch, sobald eine SSD erkannt wird. Es gibt Tipps für Windows 7, diese Funktionen manuell zu deaktivieren, z.B. hier: http://support.microsoft.com/kb/2727880/de
Eine Notwendigkeit ist aber auch dies nicht. Im Normalfall sollte man die Einstellungen einfach auf den Standardwerten lassen.
Dienste, Auslagerungsdatei oder Ruhezustand abschalten?
In vielen Tipp-Sammlungen finden sich seltsame „Optimierungs“-Hinweise wie die Deaktivierung von Ruhezustandsdatei, Auslagerungsdatei oder der indexbasierten Windows Suche. Diese sind meist weder notwendig noch sinnvoll.
Wenn es auf der Systempartition platzmäßig sehr knapp wird und man den Ruhezustand definitiv nicht nutzt, kann man diesen bei Windows 7 schlicht deaktivieren, um den Platz zu sparen. Bei Windows 8 wird standardmäßig der Kernel beim Herunterfahren in den Ruhezustand versetzt, nachdem die Programme und Dienste beendet wurden. Hierbei wird eine deutlich kleinere Menge Speicherplatz benötigt und die Funktion beschleunigt das Starten erheblich. Diese Funktion sollte also nicht deaktiviert werden.
Die Auslagerungsdatei bei Windows deaktiviert man nicht. Es ist sinnlos, es gibt keinen Vorteil dadurch. Wenn man sie tatsächlich abschaltet, legt Windows trotzdem eine solche Datei temporär an.
Schon öfter habe ich gelesen, die Auslagerungsdatei auf eine Festplatte zu verlegen, um die SSD zu schonen. Auch das ist Unsinn. In der Hauptsache wird aus der Auslagerungsdatei gelesen. Zudem trägt die Geschwindigkeit, mit der auf die Auslagerungsdatei zugegriffen wird, zur allgemeinen Systemgeschwindigkeit bei. Es ist also sinnlos, sich eine schnelle SSD zu kaufen, das System danach dann durch die Verlagerung der Auslagerungsdatei zu bremsen.
Wer die indexbasierte Windows Suche nicht verwenden will, kann sie deaktivieren. Dies ist aber keine Notwendigkeit im Zusammenhang mit SSDs, keine „Optimierung“ und für den Normalnutzer auch recht sinnlos. Warum sollte man nicht mehr nach Dateiinhalten oder Mails in Outlook suchen wollen, nur weil man eine SSD nutzt?
Die SSD wird nicht als solche erkannt
Wenn Windows nicht auf einer SSD installiert wurde, sondern z.B. nachträglich mit Tools auf eine SSD kopiert, ist es möglich, dass die SSD nicht als solche erkannt und angezeigt wird. Hier hilft ein einfaches Mittel: die Systembewertung.
Einfach mit Win+Pause die Systemeigenschaften starten, auf Windows-Leistungsindex klicken und dort die Bewertung erneut ausführen lassen. Ist dies durchgelaufen, den PC neu starten und erneut prüfen, ob die SSD nun als solche erkannt wird. Wenn nicht, wäre der Blick noch einmal auf den Punkt Hardware, BIOS und Controller weiter oben zu richten.
Fazit
Es gibt viele Dinge, die man beachten und überprüfen kann, aber in den meisten Fällen nichts, was man beachten muss. SSDs funktionieren unter aktuellen Windows Versionen „out of the box“ ohne Einschränkungen und wieder mal sind viele der „Tipps“ und „Tricks“, die man im Netz zum Thema findet, eine Mischung aus Esoterik und Unsinn.
Dieser Blog Artikel erscheint parallel auch im Microsoft Wiki.