Die Quadratur der Kachel–Windows 8 in der Praxis

Der erste richtige Test von Windows 8 fand hier Anfang Juli seinen Weg ins Blog. Damals auch schon mit recht gemischten Gefühlen und der festen Planung, es nur auf dem Tablet zu installieren, wenn es denn als fertige Version verfügbar wird.

Nun, für diverse Nutzer ist Windows 8 schon einige Wochen verfügbar und nachdem ab morgen offiziell der Verkauf startet, wollte ich doch noch ein wenig berichten, was aus diesem Vorsatz geworden ist: nichts. Zwinkerndes Smiley

Auf dem Tablet wurde tatsächlich die fertige Version von Windows 8 am Tage des Erscheinens installiert. Sie läuft dort wunderbar, Apps “flutschen”, die Anzahl davon im Store nimmt täglich zu und vieles macht einfach Spaß. Nette Spiele für nebenbei, die Mail-App, die auch mit dem Exchange Server spricht und trotz geringer Hardwareausstattung keine Probleme. So muss das sein.

Verwirrend wird es weiterhin, wenn man mit herkömmlichen Desktop Anwendungen zu tun hat. Die Einstellung der Schriftgrößen auf dem Desktop auf 175% hilft da schon deutlich. Aber alleine der Weg, ohne Maus eine Desktop Anwendung deinstallieren zu wollen… die Einblendung des Symbols der Systemsteuerung auf dem Desktop hilft da weiter. Mit der Maus wirds natürlich wieder problemloser, wenn man weiß, wo man fürs passende Menü klicken soll. Aber die gehört nun einmal nicht ans Tablet, sondern an den Desktop.

Und der war dann doch einige Tage später dran. Die Hardware ist aus heutiger Sicht zwar veraltet, aber immer noch recht performant und vor allem kein Billigstramsch gewesen, der kaum die Garantiezeit übersteht.

Der Test-Desktop:

Intel Core 2 Quad, 4x 2,67 Ghz
8 GB DDR2 Ram
Intel D975XBX2 Mainboard
80 GB Intel SSD
ATI Radeon HD 6670 Grafikkarte

Board und CPU dürften die sechs Jahre locker voll haben, SSD und Grafikkarte wurden irgendwann mal nachgerüstet. Neue Features wie UEFI oder ähnliches kennt das System natürlich nicht. Aber Windows 8 lässt sich problemlos installieren, erkennt die Hardware bis auf die Terratec Cinergy S2 PCI HD Karte vollständig und rennt los. Windows 7 war auf selbiger Hardware nicht langsam, aber Windows 8 legt locker noch mal eine Schippe drauf. Und überraschenderweise kann man auch auf einem Desktop PC unerwartet gut mit dem System arbeiten, wenn man sich halt nur etwas eingearbeitet hat.

Nein, ich revidiere jetzt nicht komplett meine Meinung, aber ein gewisser Gewöhnungseffekt tritt doch relativ schnell ein, wenn man sich mit dem System beschäftigt. Und war ein Windows 7 für mich nach der Installation bis auf wenige Einstellungen fast perfekt eingerichtet, benötigt Windows 8 zuerst einmal deutlich mehr Einstellungsaufwand, bis es auf einem normalen Desktop-PC nutzbar wird.

windows8start

Eine große Anzahl von vorinstallierten Apps wurde nach der Installation erst einmal stumpf deinstalliert. Statt den Mail- und Nachrichten-Apps kommen hier Office und ein normaler Messenger auf dem Desktop zum Einsatz, die ganzen Bing Apps werden mangels richtigem Browser ebenfalls nicht benötigt. An sich könnte man noch weiter abspecken, aber ich hoffe noch auf ein Update, was die Musik App nutzbar macht. So lange bleibt sie installiert. Allerdings werden die Dateiverknüpfungen per “Öffnen mit” durchweg auf Desktop Anwendungen umgeändert, egal ob MP3 oder JPG.

Installierte Desktop Anwendungen werden bis aufs eigentliche Programmsymbol vom Startbildschirm entfernt, um nicht zu viel Chaos zu haben. Damit sieht die Sache an sich recht übersichtlich aus. Dazu schnell noch ein “Herunterfahren” Knopf gebaut, der ein shutdown –s –h –t 0 aufruft und die Desktop Kachel an die bequemste Stelle gezogen.

Ein paar Dinge sind aber auch so noch ungewohnt. Einfaches Starten von Programmen per Druck auf die Windows Taste und darauf folgendem Lostippen des Programmnamens schaltet auf den Startbildschirm um. Win drücken, “cmd” und Enter tippen und es flackert mal kurz der Startbildschirm ein und wieder raus. Sieht nicht schön aus, funktioniert aber.

Hatte man im Startmenü von Windows 7 noch die zuletzt mit einem Programm genutzten Dokumente aufgelistet, fällt dies jetzt in der Kachelansicht weg. Man heftet nun also Programme eher an die Startleiste auf dem Desktop und hat dann per Rechtsklick aufs jeweilige Symbol die zuletzt damit geöffneten Dateien – was ja mit Windows 7 auch schon ging, nur hier dank dem herkömmlichen Startmenü kaum genutzt wurde.

Hat man diese kleinen Verrenkungen und Veränderungen verinnerlicht, sieht man von Startbildschirm, Charms und Apps recht wenig. Ist man einmal auf dem Desktop aktiv, kann man mit dem System an sich recht gewohnt arbeiten. Halt mit kleinen Verbesserungen im Explorer, dem schon erwähnten Quäntchen mehr Geschwindigkeit und zumindest hier mit allen bisher genutzten Anwendungen. Inwiefern einem momentan der Aufwand in einem gesunden Nutzen zum Erfolg steht, muss jeder selber entscheiden.

Auf vielen neuen PCs wird Windows 8 vor installiert sein – das sollte einen also nicht abschrecken. Bevor man ernsthaft überlegt, es durch irgendein altes oder anderes System zu ersetzen, sollte man doch erst einmal einige Wochen damit arbeiten. Vielleicht entwickelt sich dann ja auch noch so etwas wie “Liebe auf den zweiten Blick”.

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4 Antworten zu Die Quadratur der Kachel–Windows 8 in der Praxis

  1. Bin mal gespannt, wie sich das neue Programm im Büroalltag entwickeln wird. Die meisten der Geschäftskollegen, die ich kenne, haben sogar noch Windows XP auf ihren „Blechtrotteln“ im Büro! Und ganz wenige, so wie ich, sind auf Windows 7 umgestiegen!

  2. John sagt:

    hm, Windows 8 kann ich mir im Büroalltag nicht wirklich vorstellen. Gut, es bootet schneller und läuft stabiler, aber für ein Büro wird das wohl kein Umstiegsgrund sein…hier noch ein Video dazu:

    http://www.youtube.com/watch?v=ANk5pOUo8qo

    • Ingo sagt:

      Vermutlich gibt es momentan wenig Gründe für Firmen, von Windows 7 auf 8 umzusteigen. Aber es ist schon immer normal gewesen, dass nicht jede Firma jede Betriebssystemversion mitgemacht hat. Und es gibt wenig Gründe, bei der Planung einer Migration jetzt noch unbedingt auf Windows 7 zu setzen, wenn man von einem Migrationsbeginn irgendwann später in diesem Jahr ausgeht.

  3. Meine langjährige Erfahrung mit Windows ist: erst mal abwarten und sehen, was noch kommt! Dann einen Umstieg überlegen! Diese Devise hat sich meistens bezahlt gemacht, besonders bei mir im Büro! 😉

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