ATI Debakel

Manchmal kommt man sich ja als Kunde wie ein Betatester vor, der unfertige Produkte für teures Geld kauft und dann hoffen muss, dass diese mehr oder weniger fertig entwickelt werden. Ich habe die letzten Jahre durch die Bank Grafikkarten mit Nvidia Chips eingesetzt, wenn denn eine eigenständige Grafik notwendig war. Dummerweise hat Nvidia in den letzten Monaten ein wenig zurückstecken müssen und konnte gegenüber AMDs aktuellen ATI Grafikkarten nicht wirklich punkten. DirectX 11, ordentlich Geschwindigkeit, sowie Stromsparfunktionen, insbesondere im 2D Bereich, ließen die aktuellen ATI Grafikkarten attraktiv erscheinen.

Vor zwei Wochen wurde daher die Mitte 2008 angeschaffte Nvidia Geforce 9600GT gegen eine Karte mit ATI HD 5770 Chipsatz, sowie 1 GB Speicher getauscht – und zwar ein Modell vom Hersteller XFX. Im Prinzip entspricht die Karte ziemlich genau dem ATI Referenzdesign. Und alle Versprechen wurden erst einmal gehalten: der PC brauchte im Idle Zustand deutlich weniger Strom, die Karte hatte im Vergleich zur etwas angejahrten 9600GT ordentlich mehr Dampf und alles sah nach einem guten Kauf aus.

Zumindest sah es das für kurze Zeit. Dann nämlich tauchten Bildfehler auf, als würden die oberen zwei Zentimeter des Bildschirmes plötzlich zucken oder hüpfen. An einem Tag waren die Fehler da, an einem kamen sie erst nach einigen Stunden, an anderen Tagen waren sie gleich nach dem ersten Start zu sehen. Wenn man sich durchs ATI Catalyst Controlcenter durchklickte, durfte man sie dann z.B. bei jeder Bewegung auf dem Bildschirm bestaunen. Ein Treiberupdate vom 9.12er Catalyst Treiber auf den 9.12 Hotfix brachte keine Änderung. Auch der Wechsel auf die neue 10.1 nicht.

Auf der Suche nach Leuten mit ähnlichen Problemen stieß ich einerseits auf mehrere Threads im ATI Forum, die zudem auch noch von einem “grey/black screen crash” schrieben. Und ich musste feststellen, dass auch mit der Leistung nicht alles so ganz stimmte. Zwei Artikel bei Tomshardware beleuchten recht ausführlich, dass insbesondere ATI, aber teilweise auch Nvidia die 2D Beschleunigung scheinbar irgendwie verlernt haben. Insbesondere unter Windows 7 bricht die Performance der aktuellen High-End Karten teilweise dramatisch ein.

Ich habe hier ein paar eigene Vergleiche gemacht, die dies bestätigen können.

Grafikbench

Zum Test wurde das bei Tomshardware zum Download bereitstehende 2D Benchmarkprogramm verwendet, welches auf verschiedenen Karten unter Windows 7 mit und ohne Aero Oberfläche bzw. Windows XP verwendet wurde. Die Unterschiede zwischen dem Direct Draw Zugriff sowie dem gepufferten Zugriff sind im oben genannten Artikel bei Tomshardware ausführlich erklärt.

Als Fazit muss man feststellen, dass die brandneue ATI HD 5770 unter Windows 7 mit Aero Oberfläche bei den üblichen Direct Draw Zugriffen völlig einbricht. Kaum mehr als die Hälfte der Performance einer vor zwei Jahren als Mitteklassekarte verkauften 9600GT und nur etwa das Zweieinhalbfache eines Atom Netbooks, das kann man schon als miserabel bezeichnen.

Unter XP bessert sich das Bild etwas, allerdings kann sich die moderne 5770 auch hier nur bei Direct Draw Zugriffen deutlich absetzen. Bei gepufferten Zugriffen ist sie ebenfalls nicht schneller als die alte 9600GT. Traurig.

Als Krönung konnte ich dann auch schon mehrfach mit erleben, was denn der “black screen crash” bedeutet. Das Bild wird schwarz, der Bildschirm bekommt kein Signal mehr, Musik oder Filme laufen noch ein paar Sekunden weiter, Stillstand. Kein Bluescreen, keine Fehlermeldung, das System ist einfach weg.

Ich werde nicht für ATI als Hardware-Betatester arbeiten, sondern habe wieder auf die alte Karte umgerüstet und die XFX Karte wird die Tage ihren Rückweg zum Händler antreten. Falls sich in einigen Wochen oder Monaten eine Besserung ergeben sollte und man in den Foren lesen kann, dass das Problem definitiv gefixt ist, dann werde ich vielleicht noch einen Versuch starten. Die Karte bis dahin einfach im Schrank liegen zu lassen, wäre ein Verlustgeschäft. Bis dahin dürften nämlich auch die Preise für die Kartenschon wieder ein Stück gefallen sein.

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