…wie man sie kennt und liebt. Eigentlich hatte ich ja nur zwei Anliegen: mein Auto vom Ganzjahreskennzeichen auf Saisonkennzeichen für den Sommer umschreiben und das Auto meines verstorbenen Opas auf mich ummelden und dabei ebenfalls gleich auf Saisonkennzeichen für den Winter umschreiben lassen.
So weit, so gut. In Bremen gibt es ein “Bürger Service Center”, was lange länger als normale Behörden geöffnet hat, und wo man auch Autozulassungen machen lassen kann. Also morgens gleich um neun Uhr hin (ich weiß, dass der Schildermacher dort eh nicht früher öffnet), das Anliegen vorgetragen und eine Nummer bekommen. Warteräume sind immer so eine Sache und man wünscht sich in jedem wieder ganz weit weg. Nicht nur wegen des Raumes, sondern in der Hauptsache eher wegen der sonstigen Mitmenschen, die dort ebenfalls auf was auch immer warten.
Nach einiger Wartezeit erfolgt die Abholung durch eine nette Mitarbeiterin, die einen zu ihrem Tisch geleitet, nach den Wünschen fragt und diese mit einem “Oh, Saisonkennzeichen machen wir hier gar nicht, da müssen Sie direkt zur Zulassungsstelle! Das hätten Sie aber auch unten gleich sagen können, dann hätten Sie nicht warten müssen…” in den Wind schießt. Entschuldigung, ich bin nur normaler Bürger und habe keine Ahnung, dass sich die Anmeldung eines Autos so stark dadurch unterscheidet, dass das Auto nicht über das ganze Jahr zugelassen ist!
In dieser Sekunde hatte ich mich zumindest kurz gefreut, nicht mit dem Bus in die Stadt gefahren zu sein, so dass ich kaum 15 Minuten später dann bei der Kfz-Zulassungsstelle vorstellig werden konnte. Der dortige Mitarbeiter am Info-Tresen prüfte zuallererst mal das Vorhandensein aller Papiere. Nun fehlten bei Opas Auto die Bestätigung über TÜV und AU, weswegen er mich spontan wieder wegschicken wollte. Dummerweise (für ihn) hatte ich vorher die Webseite der Zulassungsstelle genau studiert und konnte den guten Mann darauf hinweisen, dass der TÜV Termin ordnungsgemäß im Fahrzeugschein eingetragen sei, was völlig ausreichend sei und die AU Bescheinigung zwar im Auto mitgeführt werden müsse, aber bei Ummeldungen im gleichen Bezirk gar nicht notwendig ist.
Das waren dann die Zauberworte, die mich in den nächsten Level des Adventures führten und…ja, ein Deja-vu; ein Warteraum. Nummer 361 ist mir ausgedruckt worden, irgendwas um 340 ist grad dran. Acht Räume sind in Betrieb. Nachdem ich fünf Minuten gesessen habe, sind nur noch vier Räume in Betrieb und der Rest der Anzeigetafel bleibt duster.
Die nächste gute Stunde überspringe ich einfach mal. Ich möchte keinen Leser so langweilen, wie ich mich gelangweilt habe. Dank Notebook und UMTS war wenigstens zwischendurch etwas Arbeit möglich, so langsam wollte ich ja auch eigentlich mal bei meinem Arbeitgeber auftauchen. An sich hatte ich eingeplant, dass zwei Stunden wohl reichen sollten. Aber da kennt man ja die Behördenwege nicht.
360 steht auf dem Display…und steht dort recht lange. Ich stehe schon, jederzeit bereit fürs nächste Level, um endlich was zu erreichen…aber es tut sich nichts. Dieses blöde Display. Gedanken wie “gemeinschaftliches Mittagessen” oder “abgestürztes PC System” fahren mir durch den Kopf. Viel lieber würde ich wieder fahren, aber da steht immer noch diese verfluchte 360 und auf meinem Bon immer noch eine 361!
Geschlagene 25 Minuten steht die 360 ganz oben, bis endlich mit einem leisen Klacken und einem etwas lauteren Gong die Zahl auf 361 umspringt und ich mich Sekunden später in einem Büro wiederfinde. Dort sitzt neben zwei Sachbearbeiterinnen auch noch ein anderer Kunde, der gerade nicht wirklich verstehen möchte, dass er die Kfz-Steuer entweder jetzt bezahlt, oder eine Einzugsermächtigung unterschreiben muss. Er hängt dann am Handy und versucht, das zu klären, bis ihn seine Sachbearbeiterin erst einmal zum Telefonieren vor die Tür schickt.
Eigentlich geht alles ganz schnell. Die alten Schilder entwerten, ein paar Unterschriften und schon gehts zum Schildermacher eine Etage tiefer. Okay, ich gebe es ja zu, es ist schon etwas verwirrend. Ein Auto wird zugelassen von 4 bis 10 und eines von 10 bis 4. Das kann man richtig auf die Schilder drucken, muss man aber nicht. Im zweiten Anlauf schafft die Schildermacherin dann, die Kennzeichen richtig zu setzen und zu drucken und ich bin 68 EUR ärmer. Für vier Blechschilder! Immerhin ging es schnell…
…und genauso schnell gehts oben wieder im Büro, alle Aufkleber auf die Kennzeichen drauf und fertig bin ich. Völlig fertig. Es ist 12 Uhr. Drei Stunden sind vergangen für einen einfachen Behördengang, der an sich am Ende zehn Minuten gedauert hat.
Beamtenwitze? Es gibt keine Beamtenwitze. Ist alles wahr!