Nachdem letztens Ubuntu auf meinem Netbook ein kurzes Stelldichein hatte, kam ich heute durch einen Artikel auf die spontane Idee, den freien Platz auf der Platte, den das Löschen von Ubuntu hinterlassen hatte, durch die aktuelle Version 11.1 von Opensuse Linux zu füllen.
Nach kurzer Suche muss ich dann leider feststellen, dass die Installation vom USB Stick scheinbar nicht so einfach wie bei Ubuntu oder Windows Vista/Windows 7 ist. Letztlich habe ich mich dann einfach fürs USB CD-ROM entschieden und die aktuelle Netzwerk-Installations CD von Opensuse herunter geladen. 90 MB sind schnell gesaugt, das System bootet und nach wenigen Einstellungen fängt der Installer an, fleißig Pakete aus dem Internet zu installieren.
Nach der Installation startet das System zum ersten Mal mit 800×600 Pixeln Auflösung, mit mehr oder weniger schicken Transparenzeffekten und ohne irgendwelche Sounds. Na mal schauen, angeblich ist der Sound zumindest konfiguriert. Nach einem Software-Update und der korrekten Einstellung von Bildschirmauflösung und Monitorgröße (gaaanz wichtig, standardmäßig sind 15” 4:3 eingestellt und damit sind die Schriften winzig) geht’s ans Kennenlernen.
Wer hat denn eigentlich die KDE Entwickler geritten, den Desktop als Ordner darzustellen? Nun ja, die Verbindung zum Windows Server mit den MP3s ist schnell als SMB Freigabe eingebunden. Ein MP3 angeklickt, Amarok öffnet sich und es spielt nix. Angeblich könne die Ressource nicht zum Lesen geöffnet werden. Auf den lokalen Rechner kopiert wird das Musikstück genauso wenig abgespielt. Also wirklich kein Sound… Auch via Yast Konfiguration kommt kein Sound, obwohl dort alles sauber erkannt wurde. Merkwürden, aber ist halt erstmal so.
Machen wir uns doch mal ans Netzwerk und WLAN. Netzwerk läuft ja schon, fehlt noch WLAN. Die Konfiguration via Yast meldet sich, ich möge doch bitte den NetworkManager verwenden. Dieser zeigt eine Liste der Verbindungen und sie ist leer. Na toll. Laut Bootmeldungen via dmesg ist die WLAN Karte initialisiert worden. Netze suchen zu lassen funktioniert im NetworkManager allerdings auch nicht.
Und dann geht sie doch! Ich hab nichts gemacht, aber als ich den NetworkManager abermals aufrufe, sind plötzlich WLANs da. Okay, steigern wir die Sache etwas und stöpseln den UMTS Stick an. Und oh Wunder, auch der taucht im NetworkManager auf und es wird nach Benutzernamen und PIN gefragt. Ich opfere jetzt keine 2,50 € für Fonic, um auszuprobieren, ob es auch wirklich funktioniert, sondern bin da grad mal zuversichtlich.
Also zurück zum Sound. Das lokal kopierte Musikstück scheint noch gar nicht lokal zu liegen. Irgendwie scheint Drag & Drop wohl nicht das Musikstück zu kopieren, sondern standardmäßig eine Verknüpfung anzulegen. Na das kann ja nix werden. Also diesmal das Musikstück suchen, Rechtsklick, Kopieren nach… na nehmen wir einfach mal den Desktop…
…wo isses denn? Nicht auf dem Desktop, obwohl es sich unter /home/ingo/Desktop findet. Hmm…okay, ich habe diesen seltsamen KDE Desktop Ordner geschlossen und sehe jetzt nur noch einen leeren Desktop. Hmpf! Was für ein Blödsinn! Vor allem, wie bekomme ich den Desktop-Ordner wieder geöffnet? Und warum ist der Desktop nicht mehr der Desktop, sondern ein Desktop-Ordner? Wenn ich auf dem Desktop einen Ordner gewollt hätte, hätte ich ihn doch angelegt? Und wer mir jetzt noch folgen kann, der muss wohl KDE Entwickler sein…
Und oh Wunder, das kopierte Musikstück wird abgespielt! Warum es einen Unterschied macht, ob das MP3 auf /home/user/ingo oder auf smb:/server/daten/MP3s liegt, muss ich als normaler User auch nicht verstehen. Windows spielt schließlich auch Dateien ab, die auf Netzwerk-Shares liegen. Wenn ich eine Datei schon im Datei Manager sehe, warum kann ich sie dann nicht öffnen?
Insgesamt ist meine Meinung arg zwiespältig. Opensuse 11.1 leistet sich nicht so grobe Schnitzer wie Ubuntu 8.10, aber es ist deutlich behäbiger bei der Bedienung. Allgemein ist die Bedienphilosophie von Desktop und Symbolen arg gewöhnungsbedürftig. Die Übersetzung ist etwas durchgängiger als bei Ubuntu, aber auch nicht 100%ig. Der NetworkManager überzeugt von den Funktionen her, nur in Sachen Bedienung könnte man auch da noch nachlegen.
Für die nächste Zeit wird zum Spielen auf jeden Fall Opensuse noch installiert bleiben. Ich hab ja noch Hoffnung, dass sich der Desktop auch irgendwie wieder da findet, wo man ihn erwartet. 😉